was tun in hamburg?:
So, 16. 12., 21 Uhr, Hafenklang
Freie Schwimmer
Heraus hat es die Great Lake Swimmers um Sänger und Songschreiber Tony Dekker nicht nur metaphorisch immer schon getrieben. Dorthin, wo eine Bergkette zum Rückgrat der Geliebten wird, Flüsse Canyons in die Landschaft schneiden, wie das Verlangen Herzen auseinanderreißt. All ihre bisherigen Alben haben die kanadischen Folkrocker an ungewöhnlichen Orten abseits von Toronto aufgenommen: in einer alten Kirche, in einem stillgelegten Getreidesilo oder in einem Schloss auf den Thousand Isles.
Für ihr aktuelles Album „The Waves, The Wake“ (Nettwerk) sind sie nun in die Londoner Bishop Cronyn Memorial Church gezogen – und haben die klassische Rhythmusgruppe durch Harfe, Pfeifenorgel oder Vibraphon ersetzt. Ansonsten setzt man auf Altbewährtes: ruhige, melancholische, im Folk der 60er und 70er vor sich hin dümpelnde Americana-Songs über Natur, deren Zerstörung und Schutz, die sich ohne Ecken und Kanten ins Ohr schmeicheln und mitunter bedrohlich nah an die Kitschgrenze wagen. Wer den frühen Neil Young liebt, dem wird hier warm ums winterliche Herz.
Sa, 15. 12., 19 Uhr, Ohnsorg-Theater
Platte Satire
Ein umstrittenes Kunstwerk muss Museumswärter Dave bewachen: ein aus weiblicher Brustwarzen, die aus Pornoheften ausgeschnitten wurden, zusammengesetztes Jesusbild. Von Kunst hat er zwar keine Ahnung und auch seinen Job führt er ganz ohne jeglichen Idealismus aus. Als er aber die Künstlerin kennenlernt, beginnt er, den „Nipple-Jesus“ vor empörten Angreifern zu schützen. Und ist verwundert, dass der dann doch erfolgreiche Anschlag die Künstlerin gar nicht erschüttert. Erst das nämlich ist das wahre Kunstwerk: die mit Überwachungskameras aufgezeichnete Reaktion des Publikums – und des engagierten Museumswärters. Und der zum Teil der Installation gewordene Dave versteht die Kunstwelt wieder einmal nicht mehr. Im Ohnsorg-Theater ist Nick Hornbys Kunstbetriebssatire in, na klar: Plattdüütsch zu erleben, bis zum 27. Januar ist das Stück, das vor zwei Jahren Premiere feierte, wieder zu sehen.
Sa, 15. 12., 20 Uhr, Markthalle
Millionen gegen rechts
1.000 Kilometer sind sie für Obdachlose durchs ganze Land gelaufen, 800 Kilometer für den Artenschutz durch deutsche Flüsse geschwommen, fast 7.000 Kilometer für Geflüchtete durch die Lande geradelt – um dann mit Musiker*innen aus deutschen Geflüchtetenlagern international zu touren: Keine Mühen scheuen der Kieler Liedermacher Heinz Ratz und seine Band „Strom & Wasser“ für ihre politischen Aktionen.
Nun hat Ratz gemeinsam mit Konstantin Wecker das „Büro für Offensivkultur“ als „schnelle Eingreifgruppe“ gegen den europaweit aufkeimenden Faschismus gegründet und will 100 Konzerte in 100 Städten zur Unterstützung von soziokulturellen Zentren und selbstverwalteten Jugendhäusern in Sachsen, Thüringen und Brandenburg veranstalten. Infos dazu gibt’s beim Konzert am heutigen Samstag.
Di, 18. 12., 19 Uhr, Kukuun
Heldinnen-Club
Seit 2017 netzwerken die „Music HH Women“ gegen den Gender-Gap der Musikbranche an, am Dienstag treffen sich die Aktivistinnen zum „Club of Heroines“, um weitere Bande zu knüpfen. Im „5 Minutes Me Beat“ stellen sich das Bookingkollektiv „EQ Booking“ und die Filmkomponistin und „Pro Quote“-Aktivistin Gudrun Lehmann vor. Anschließend gibt’s ein Speeddating rund um die Themen Labelarbeit, Social Media Marketing und Filmmusik. (matt)
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