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was tun in hamburg?

Mi, 30. 5., 19 Uhr, Institut français

Suche nach den Wurzeln

Als Kind musste Maryam Madjidi ihre Puppen den Nachbarskindern schenken, weil ihre Eltern, überzeugte Kommunisten, das so wollten. Als sie sechs war, floh die Familie vor der iranischen Revolution nach Frankreich, wo sie später Literatur studierte: Fremd war der 1980 in Teheran geborenen Autorin ihr Geburtsland, weshalb sie sich mit 23 auf den Weg nach Teheran machte, später in China und der Türkei lebte. Nun lebt sie wieder in Frankreich und hat für den autobiografischen Roman „Du stehst, ich falle“ den renommierten Prix Goncourt bekommen. Der Abend findet auf Französisch und Deutsch statt. Anmeldung erforderlich per E-Mail an sophie.udave@institutfrancais.de. (ps)

Mo, 28. 5., 19 Uhr, Metropolis-Kino

Nachgeholte Auseinandersetzung

Als sein Vater noch lebte, ist der Dialog gescheitert: 1988 holte der Filmemacher, Publizist und Historiker Hannes Heer mit seinem Film „Mein 68. Ein verspäteter Brief an meinen Vater“ die Auseinandersetzung mit dem ehemaligen NSDAP-Mitglied und späteren CDU-Wähler nach, der die 68er-Bewegung hasste und den eigenen Sohn schließlich enterbte. Am Montag ist der Film in der Reihe „50 Jahre Mai 68“ zu sehen. Hannes Heer ist anwesend, der Eintritt ist frei.

Do, 31. 5., 20 Uhr, Polittbüro

Schuld unbeglichen

218 Dorfbewohner*innen wurden am 10. Juni 1944 beim Überfall einer deutschen SS-Einheit auf das griechische Dorf Distomo ermordet. Die Täter wurden strafrechtlich niemals verfolgt, 28 Millionen Euro eingeklagter Entschädigungsansprüche nie gezahlt. Das dokumentarische Theaterstück „Unbeglichene Schuld(en)“ erzählt vom historischen Ereignis, von den juristischen Kämpfen der Überlebenden um eine Entschädigung, von der Verweigerung Deutschlands zu zahlen, und vom Umgang mit den Tätern, die sich bis in 1980er-Jahre ungehindert öffentlich treffen konnten.

Sa, 26. 5., 20 und 23.30 Uhr, Westwerk

Klangschatz

Trommeln aus Metall, kuriose Saiteninstrumente, eine Bach- oder eine Cage-Harfe: Fast 300 Klangwerke hat Ferdinand Försch seit 1982 erfunden und jahrelang in seinem „Klangwerk“ in Billbrook präsentiert – bis er sich das nicht mehr leisten konnte. Seit ein paar Jahren lagert Förschs Klangschatz im Keller eines Ex-Fitnessstudios, nun läuft der Mietvertrag aus und Försch sucht einen Lagerraum für sein Lebenswerk – leisten können wird er sich den nicht aus eigenen Kräften. Und bespielen mag er sein Instrumentarium auch nicht länger ganz allein: Im vergangenen Jahr hat Försch ein Ensemble-Projekt ins Leben gerufen, diesen Samstag ist „Klangfront“ im Westwerk zu Gast, zu hören gibt es dann unter anderem Förschs Bach-Harfe. (matt)

Di, 29. 5., 19.30 Uhr, Amerikazentrum

Hamburger Küche

Dass uns die gegenläufige Bewegung, die Flucht raus aus Deutschland also, präsenter ist, hat gute Gründe. Aber Jahrhunderte lang war Hamburg auch ein Ort, an den sich Jüdinnen und Juden flüchteten, wenn es anderswo noch schlimmer für sie wurde – oder wenigstens Durchgangsstation bei der Auswanderung. Kochrezepte von Jüdinnen und Juden, die sich in Hamburg niedergelassen haben, versammelt ein neues Kochbuch, herausgegeben von Gabriela Fenyes, Barbara Guggenheim und Judith Landshut. Und weil über Persisches Kräuteromelette, Borschtsch oder Aargauer Rüeblitorte zu lesen nur die halbe Freude ist, wird auch zubereitet und kredenzt. Dazu sprechen Viola Alianov-Rautenberg und Miriam Rürup vom Institut für die Geschichte der deutschen Juden. Für die Veranstaltung wäre eine Anmeldung bis zur vergangenen Woche nötig gewesen (info@amerikazentrum.de, ☎70 38 36 88) – also lieber nachfragen, ob noch Platz ist! (aldi)

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