piwik no script img

was tun in hamburg?

Di, 14. 11., 19 Uhr, Staats- und Universitäts-bibliothek

Deutsche Last

Vor 30 Jahren veröffentlichte Ralph Giordano (Foto) eine viel beachtete Streitschrift: In „Die Zweite Schuld oder von der Last ein Deutscher zu sein“ bescheinigte der jüdische Intellektuelle dem Land und seinen Leuten signifikante (und obendrein nicht wenige) Versäumnisse im Umgang mit der NS-Vergangenheit. Seitdem haben zwar manche der damals geforderten Auseinandersetzungen mit Geschichte und Verantwortung stattgefunden. Andererseits stellen NSU-Terror und all die anderen Formen rechter Gewalt, die zunehmende Enttabuisierung rassistischen Geredes und der wachsende Erfolg rechtspopulistischer Strömungen radikal in Frage, was man in dieser Hinsicht vielleicht glaubte, erreicht zu haben.

Über Giordanos Buch, aber mehr noch über die Aktualität des darin Verhandelten diskutieren jetzt unter anderem der Schriftsteller Doğan Akhanlı, Detlef Garbe (Direktor der KZ-Gedenkstätte Neuengamme), Michael Magunna (Initiator des Bertini-Preises)und Lea Wohl von Haselberg (Mitherausgeberin des Magazins Jalta. Positionen zur jüdischen Gegenwart).

Di, 14. 11., 14 Uhr, vor den Häusern Fuhlsbüttler Straße 92–106

Neuer Name

Wo wir schon bei dem streitbaren, 2014 in Köln verstorbenen Journalisten, Publizisten, Schriftsteller und Regisseur sind: Ralph Giordano zu Ehren wird nun auch ein Platz benannt (oder, ganz genau genommen, ein Plätzchen?), eine „Piazzetta-Ralph-Giordano“ jedenfalls weihen nun unweit des U- und S-Bahnhofs Barmbek unter anderem Kultursenator Carsten Brosda und Bezirksamtsleiter Harald Rösler (beide SPD) ein. Die Ehrung geht zurück auf eine Initiative des Regionalausschusses Barmbek-Uhlenhorst-Hohenfelde-Dulsberg, die Senat und Bezirk Nord dann aufgriffen.

Mi, 15. 11., 18.30 Uhr, Rothenbaumchaussee 13, Hinterhof

Bombengeschäft

Deutschland ist Exportnation, das ist so was wie Allgemeinwissen. Wie sehr das auch in Sachen Waffen gilt, hat – nicht erstmals, aber um nichts weniger verdienstvoll – der Berliner Journalist Markus Bickel herausgearbeitet: Sein Buch „Die Profiteure des Terrors – Wie Deutschland an Kriegen verdient und arabische Diktatoren stärkt“ (Westend Verlag 2017, 224 S., 18 Euro ) stellt er jetzt auf Einladung der Hamburger Initiative gegen Rüstungsexporte auch hier vor. Was insofern folgerichtig ist, als eine Menge des tödlichen Geräts ja über den Hafen in alle Welt reist: Schätzungen zufolge verpackt in 1.000 Container im Jahr, also derer drei am Tag. (aldi)

So, 12. 11., 11.30 Uhr, Heine-Haus, Elbchaussee 31

Glückwunsch am Morgen

Als 1842 die halbe Stadt abgebrannt war, verlieh Salomon Heine Geld zu günstigen Konditionen und finanzierte damit den Wiederaufbau. Überhaupt war der vor 250 Jahren geborene jüdische Bankier, damals einer der reichsten Männer Hamburgs, bemerkenswert großzügig: Nicht nur, dass er seine Neffen, den Dichter Heinrich Heine, lebenslang unterstützte, nach dem Tod seiner Frau Betty stiftete er auch das Israelitische Krankenhaus auf St. Pauli. Es war eins der modernsten seiner Zeit und offen für Menschen aller Konfessionen.

All dies beschreibt Sylvia Steckmest in ihrem neuen Buch „Salomon Heine. Bankier, Mäzen und Menschenfreund. Die Biographie eines großen Hamburgers“ (Verlag Die Hanse, 343 S., 28 Euro) anhand bislang unerforschter Dokumente. Jetzt stellt sie das Buch am denkbar angemessensten Ort vor (Anmeldung erbeten unter info@heine-haus-hamburg.de). Eine weitere Veranstaltung unter anderem mit der Biografin kündigt übrigens für den 28. November das Altonaer Museum an. (ps)

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen