was tun in bremen?:
Sa., 2. 6., 11 Uhr, Institut français; 19.30 Uhr, Shakespeare Company
Lyrik ändert Leben
Mal einen kleinen Test: Kennen Sie James Noël? Sehen Sie! Das ist der Beweis: Beim Festival Poetry on the Road ist es sinnvoll, nicht zu den Dichter*innen zu gehen, deren Namen man irgendwoher kennt, sonst landen Sie nachher bei irgendeinem gewesenen Popsternchen, das holprige Schmunzelverse über Tiere vorträgt. Sondern: Am besten ist, Sie gehen zu James Noël, dessen Namen Sie gerade zum ersten Mal wahrgenommen haben, und der Samstagfrüh im Institut français allein, abends in der Shakespeare Company mit sechs weiteren tollen Dichter*innen liest. Und dann hören Sie ihm mal gut zu. Und sind verblüfft: Dass es das noch gibt! Einen Dichter, der durch Verse Ihr Leben verändert, Ihr Denken bewegt, Sie aufrüttelt und – nein, das hatten Sie nicht erwartet. Aber so ist es nun mal: Der 40-Jährige aus Haiti hat die Gabe, in Sprache Vulgäres und Sublimes unauflösbar zu verschmelzen, wenn er mit der Gewissheit eines Propheten proklamiert, dass „schlafen feige sterben/ Und pissen/ Die Engel herausfordern“ heißt. Und er nutzt sie, um in seinem drei Jahre nach der Erdbebenkatastrophe begonnenen, noch immer wachsenden lyrischen Pamphlet „La Migration des Murs“ – also: Die Wanderung der Mauern – die politischen und kulturellen Kämpfe der Gegenwart auszutragen, von Flucht, Vertreibung, Mauerbau, oft mit den ätherisch-hermetischen Sprachreflexionsbildern von Stéfane Mallarmé & Cie., und gar nicht selten gegen sie.
Sa, 2. 6., 23.30–1.00 Uhr, Vegesacker Geschichtenhaus
Die Zukunft der Vergangenheit
H. G. Wells, Edward Morgan Foster, Jules Verne – Science-Fiction ist ein Genre der Zeit um 1900. Jene Fiktionen, deren Autor*innen sich heute aus der Ära der Dampfmaschinen in ein alternatives 21. Jahrhundert imaginieren, hat man Steampunk getauft: Darunter fällt auch Marco Ansings Livehörspiel „Lapuntuh über der Weser“, mit dem in Vegesack die Lange Nacht der Museen in Vegesack ausklingt – während der dort, wie in den anderen teilnehmenden Institutionen, schon ab 18 Uhr Sonderführungs-Hochbetrieb herrscht. (bes)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen