was macht eigentlich... … der Stollenschuh? : Aggressive Werbung
Noch sechs Monate bis zur Fußball-WM, und die PR-Maschine läuft auf Hochtouren. Über diverse Transmissionsriemen treibt sie weitere dröhnende Gerätschaften an, die Werbemüll über der Stadt ausgießen. Bislang prominentestes Beispiel: die zum Telekom-Fußball mutierte Fernsehturmkugel.
Gestern zog das Großkapital nach – mit der Enthüllung eines riesigen Schraubstollenschuhs im Haus der Deutschen Wirtschaft. Die Monumentalplastik wurde im Rahmen der Initiative „Deutschland – Land der Ideen“ erzeugt, einer „Standortinitiative von Politik und Wirtschaft“ unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. Die 22 beteiligten Konzerne setzen dabei sich und ihre Produkte in Szene, verbrämt mit einer Jubelarie auf „wesentliche Eigenschaften der Deutschen: Einfallsreichtum und schöpferische Leidenschaft“ – eine Leidenschaft, die ja nicht nur Senfgas und Autobahnen sondern eben auch den Schraubstollenschuh hervorgebracht hat. Dafür schon mal Danke.
Gar nicht schön ist der Plan der Industrie-Campaigner, den überdimensionierten Adidas-Schlappen demnächst als „optische Brücke zur Fußball-WM“ vor dem Reichstag aufzustellen. Damit nicht genug: Sieben solcher „Kunstwerke“ sollen „touristisch attraktive Plätze“ Berlins schmücken – als gäbe es nicht schon genügend ästhetische Zumutungen à la „Buddybären“. Aber vielleicht sind wir einfach zu undankbar: Glaubt man „Deutschland – Land der Ideen“, war es der Schraubstollenschuh, der den Deutschen anno 54 auf dem aufgeweichten Berner Rasen zum Sieg verhalf. Hätten Sie’s gewusst? CLP FOTO: ARCHIV