was macht eigentlich... … Tilman Liebchen? : Päckchen packen
Man muss sich das wie eine Tütensuppe vorstellen: Die ist praktisch, weil Platz sparend und leicht. Und wenn man das Wasser wieder hinzufügt, kommt wieder Suppe dabei heraus. Ein Hochgenuss ist das freilich nicht, denn bei der Herstellung des Extrakts geht so manch feines Aroma unwiederbringlich verloren.
MP3 ist so eine Tütensuppe. Der Kompressionsstandard für Audiodateien reduziert zwar die Datenmengen erheblich, die somit besser durch die Leitung passen, ist aber „lossy coding“: ein Verfahren, das viele Originalinformationen löscht. Hört man nur bedingt, wird aber zum Problem, wenn man versucht, solche Dateien weiterzuverarbeiten.
Und jetzt? Kommt MP4: Was ganz offiziell „ISO/IEC 14496-3:2001/AMD 4, Audio Lossless Coding (ALS)“, kurz: MPEG-4 ALS heißt, grenzt an Zauberei. Komprimierte Datenpäckchen, die beim Öffnen quasi wieder zur Originalsuppe werden. Entwickelt hat dieses Verfahren ein Berliner. Tilman Liebchen, studierter Elektrotechniker und Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Fachgebiet Nachrichtenübertragung der TU, darf MPEG-4 ALS, das 2005 zum internationalen Standard erhoben wird, sein Kind nennen. Neben Ruhm und Ehre – die Projektgruppe hat selbst Microsoft ausgebootet –, winken noch 50.000 Euro obendrauf: Liebchen ist für den „inspire!award“ von T-Com nominiert.
Bleibt die Frage, wer sich am meisten über die leckeren Päckchen freut. Tonstudios? Online-Musikshops? Oder die Musik-Freibeuter auf dem Datenmeer? Wir wünschen jedenfalls guten Appetit. CLP FOTO: ARCHIV