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Archiv-Artikel

was macht eigentlich... … Johannes Rau? Noch schnell Geld einsammeln

Von MJ

Die wohl nachdenklichste rheinische Frohnatur, Johannes Rau, tummelt sich in ihren letzten Tagen als amtierender Bundespräsident in Berlin sowie der Prignitz und verbreitet melancholische Harmonie. So zum Beispiel am Dienstagabend in der Berliner Philharmonie beim Benfizkonzert des Bundespräsidenten, das seit 1988 nahezu jährlich zugunsten von förderungsbedürftigen Gruppierungen stattfindet.

Nächste Woche ist die Ära Rau dann Geschichte und nicht nur er, sondern „die ganze Familie schaut dem neuen Lebensabschnitt mit Spannung entgegen“. Ja, das sind Sätze, wie wir sie aus unzähligen Abschiedsreden kennen. Doch aufgehorcht: Rau dankte noch schnell den Sponsoren „die, die nettesten Menschen überhaupt sind“, und konnte es sich nicht verkneifen, darauf hinzuweisen, dass in Deutschland mehr Arbeitsstunden durch Grußworte und Reden vertändelt werden als durch Streiks. Das ließ das Publikum im ausverkauften Haus auflachen und nicht nur Selbstironie, sondern auch einen Seitenhieb vermuten. Gut für Klaus Wowereit, dass er diese Party ausließ. Zum Tanzen wäre er bei Beethovens 5. Klavierkonzert mit dem schönen Beinamen „The Emporer“ ohnehin nicht gekommen, und so hatte er bereits Wochen zuvor höflichst abgesagt. Natürlich mit wesentlich diffizilerer Begründung. Und, ganz ehrlich: Den größten Applaus bekamen die MusikerInnen der Berliner Staatskapelle, der Dirigent Daniel Barenboim und der hervorragende rumänische Pianist Radu Lupu. Hut ab, Herr Rau, für einen schönen Abend. MJ