was macht eigentlich... … Ingeborg Junge-Reyer? : Eine Provinzposse beenden
Frage: Was macht Berlin so originell, so spektakulär, so sensationell? Antwort: Seine Provinzpossen! Wie die, die sich am Checkpoint Charlie abspielt. Da hat die Witwe vom Gründer des dortigen Mauermuseums das Faksimile des US-Grenzkontrollhäuschens mit blauen Plastikplanen verpack. Es hat ihr nicht gepasst, dass ein paar Schauspielstudenten davor als Vopos patrouillierten und sich von fotografierwütigen Touristen ablichten ließen. Eine Verunglimpfung des Gedenkens des Verblichenen sei es sowie der 1.000 Mauertoten, meint die Witwe. Dreisprachig ist der missliche Umstand am verpackten Häuschen angeschlagen. Die Berlinbesucher stehen davor und staunen. Auch die Schauspieler haben sich wieder eingefunden: Sie schwenken nun – entsprechend verkleidet – die Fahnen der drei Westalliierten. Der GI gibt sich kommunikativ, der britische Soldat konservativ und der Franzose unkooperativ. Alles wie im richtigen Leben.
Summa summarum ist die Situation verfahren. Da hilft nur der Ruf nach Autorität. In Person von Ingeborg Junge-Reyer, ihres Zeichens Stadtentwicklungssenatorin, tritt sie auf den Plan. Sie will den „Mummenschanz“ mit einem 3-Punkte-Progamm beenden. Zuerst wird das Kreuzberger Bezirksamt angewiesen, die Museumswitwe anzuweisen, die Verhüllung wegzunehmen. Dann soll die Polizei besser dafür sorgen, dass der Verkehr nicht aufgehalten wird. Zu guter Letzt will sie einen Zebrastreifen einrichten, der das erhöhte Besucheraufkommen regelt. Wenn das kein politisches Handeln ist, was dann? WS FOTO: AP