was fehlt ...: ... Thilo Sarrazin
Er hätte die Sache mit taz-Redakteur Deniz Yücel unter Männern austragen können. Aber zum verabredeten Treffen kam er nicht.
Mitternacht, Punkt zwölf in der Kuhle im Görlitzer Park. Es ist kalt, sieben Grad unter Null, ein eisiger Wind pfeift, auf der Wiese liegt jungfräulich weißer Schnee. Eine Kulisse aus „Wanderers Nachtlied“, ein guter Ort, um etwas ein für allemal etwas aus der Welt schaffen. Deniz Yücel ist da. Wie angekündigt ohne Schusswaffen. Sein Kontrahent Thilo Sarrazin aber erscheint nicht.
Rückblende: Nachdem ein Gericht der taz vorläufig verboten hatte, Verbotenes zu schreiben, schrieb die gleichnamige taz-Rubkrik: „verboten hat großen Respekt vor der Weisheit deutscher Gerichte, bezweifelt aber, dass der Haustürke, dessen Text vor Gericht verhandelt wurde, versteht, worum es da eigentlich ging.“ verboten schlug daher für die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag ein Treffen im Görlitzer Park in Berlin-Kreuzberg vor („Messer und Knüppel sind erlaubt, Schusswaffen nicht“). Die Sache unter Männern auszutragen sei nämlich ganz so „wie im fraglichen Kulturkreis üblich“.
Nach Sarrazins peinlichem Wegbleiben fragen nun alle: Warum hat der erfolgreiche Sachbuchautor gekniffen? War es die Furcht vor dem Auswärtsspiel in Kreuzberg? Hat man ihm nicht gesagt, dass die Waffe der Kritik die Kritik der Waffen nicht ersetzen kann? Hat er das Vertrauen in seine schärfsten Waffe, die Statistik, verloren? Und weiß er nicht, wozu Männer aus Yücels Kulturkreis fähig sind, wenn sie sich in ihrer Ehre verletzt fühlen? Es bleibt spannend, Alter ischwör. (taz)
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