was fehlt ...: ... Die Erkenntnis
Studienabbrecher aufgepasst! Möglicherweise kommt der Abschluss noch ganz von selbst. Oder zumindest ein guter Text? Oder nur ein wenig Kreativität? Intelligenz gar? Sie sehen schon: Die Online-Redaktion hat wieder mal zu lange am Bildschirm gesessen und kapiert nun die einfachsten Dinge nicht mehr. Vollkommen wirr lässt uns hier in der Rudi-Dutschke-Straße jedenfalls eine Meldung der Nachrichtenagentur dpa zurück. Demnach gehört es an einer Uni im US-Bundesstaat Pennsylvania zur Grundanforderung eines Seminars, Zeit im Internet zu verschwenden. Dozent Kenneth Goldsmith fordert seine Studenten in der wöchentlichen Sitzung auf, sich gezielt mit Facebook, Youtube und anderen Websites abzulenken. Die Studenten müssen „drei Stunden lang den Bildschirm anstarren“ und dabei vor allem im Chat und in Online-Netzwerken miteinander in Verbindung treten.
Er wolle bei seinen Studenten einen tranceartigen Zustand erreichen, der kreative Energie freisetze, sagte Goldsmith. Entgegen der landläufigen Meinung, das Internet mache Menschen dümmer, glaube er, dass die digitale Ablenkung seine Studenten schlauer mache. Am Ende des Kurses sollen sie in der Lage sein, gute literarische Texte zu produzieren. Soweit die dpa-Meldung, soweit herrscht Klarheit vor. Dann aber: Wie konnte Heinrich Heine „gute literarische Texte produzieren“, wenn er zuvor nicht „drei Stunden lang den Bildschirm anstarren“ konnte? Kann man Youtube auch rauchen? Oder wie ist diese Passage zu verstehen, wo „ein tranceartiger Zustand“ erreicht werden soll, „der kreative Energie freisetzt“? Wir starren jetzt schon seit Stunden auf den Bildschirm und ob das Ergebnis, also dieses „Was fehlt“, in einem guten literarischen Text besteht, können wir immer noch nicht so recht sagen. (mas/taz)
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