vormerken : Aber die Unform ist geil!
Wer zurzeit etwas auf sich hält, setzt sich mit Richard Wagner auseinander. Der Dirigent und Musiker Christian von Borries hat 2003 den Wagnerkomplex aufgeführt. Damals zerstückelte er das Werk des Komponisten, dessen Ambitionen in Politik und Musik gleichsam national auf Deutschland ausgerichtet waren, vermischte es mit Auszügen aus Gustav Mahlers und Peter Albingers Kompositionen und setzte diese Kleinsegmente zu einem komplexen und gleichzeitig diffusen Bild des Deutschseins zusammen. Dies geschah an keinem von Geschichte geringer beladenem Ort als dem Palast der Republik.
Nun geht Christian von Borries gar an jenen Ort, der selbst im Restaurant Deutscher Hof in Kabul die Bundesrepublik bebildert: die Wartburg in Weimar. Hier wird er am Samstag mit der dort ansässigen Staatskapelle und einem Team aus dem Literaten Andreas Neumeister, den drei Musikerinnen der New Yorker Elektro-Formation „Au Revoir Simone“ und etwa der israelischen Tänzerin Yael Schnell „Tannhäuser“ aufführen. So wird die in Wagners Oper als heidnisch dargestellte Venus zur Prostituierten, der Protagonist zum Bundeswehrsoldaten in Kabul und der Sängerstreit zum Kriegsgefecht? MJ