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Archiv-Artikel

vorlauf Allzu behördlich

Toskana-Kartell (20.15 Uhr, ARD)

Wirtschaftskriminelle aller europäischen Länder, vereinigt euch! Auch der zweite Krimi im O.L.A.F.-Milieu („Office pour la lutte anti-fraude“, der Antibetrugs- und -Korruptionsbehörde der Europäischen Kommission in Brüssel) wimmelt von verschiedenen Landesschauplätzen, Steuerhinterziehern, Menschenhändlern und europäischem Flair.

Die auf Korruption geschulte Spürnase der O.L.A.F.-Ermittlerin Marion Hansen (Susanne Lothar) fährt aus Brüssel nach Pisa, Hannover und London mitten in einen großen Mehrwertsteuerhinterziehungsskandal hinein. Ein windiger Geschäftsmann schmuggelt illegal Handys oder hinterzieht zumindest Steuern, dabei werden auch noch Menschenhandel und Mord ent- und aufgedeckt. Um das zu durchschauen, muss man wohl Steuerberater oder Diplom-Betriebswirt sein.

Denn genauso nischeninteressant wie sich das Wort „Mehrwertsteuerhinterziehung“ anhört, entwickelt sich auch der auf authentisch getrimmte Kriminalfall. Zwar gibt es einerseits die hübsch sachliche Darstellung des Geschehens, auf der anderen Seite stört genau darum immer wieder eine fransige Inszenierung mit Videoästhetik, scheinbar willkürlich eingesetzter Wackelkamera, und ab und an unangebrachten emotionalen (und schlecht gespielten!) Ausbrüchen der DarstellerInnen. Das Schwierige an dieser verschlungenen Geschichte ist, dass die böse Tat immer nur als Papiertiger im Hintergrund schnarcht. Das bedeutet: Es gibt keine Action, außer den nur minimal spannenden Ermittlungen.

Das ist so aufregend, als würde man die zum Gähnen reizende Büroarbeit eines echten Privatdetektivs verfilmen. Das wahre Leben ist eben oft langweiliger als das Paralleluniversum Fernsehen. Am Ende gibt es einen flehenden Appell, die angeblich schon jetzt effektiv arbeitende O.L.A.F.-Behörde zu erweitern. Dieser Aufruf streift ein anderes Europa-Problem: Welche Behörden, Gesetze, Erlasse sollen EU-weit Priorität bekommen? Beziehungsweise, muss jetzt jede EU-Behörde eine eigene Krimireihe auf die Beine stellen, um sich Fans zu machen? Wahrscheinlich bräuchte man zur Klärung doch einen Europa-König.

JENNI ZYLKA