vorlauf : Kläffer undKölsche Tön
„Ein Heim für alle Felle“ (ab 23. 3., Mi, 22.30, WDR)
„Wuff wuff!“ schallt es vom Hof des Tierheims Köln-Dellbrück, wo sich Kampfhunde und andere Medienlieblinge am Zwingerzaun unermüdlich zu Wort melden. Vielleicht haben sich die AutorInnen Maggie Deckenbrock, Joachim Vollenschier und die b.troffene Bettina Böttinger während ihres sechswöchigen Heimdrehs eine Kläffneurose zugezogen und deswegen den Materialzusammenschnitt auf fünf recht dramaturgielose, halbstündige Folgen mit einer „Doku-Soap“ verwechselt. Denn der geschäftigste Asylalltag macht noch nicht unbedingt ein Soapdrehbuch, und opernhaft sind allenfalls die zauberhaften Panflötenklänge zu nennen, die besonders magische Momente untermalen.
Nichtsdestotrotz insistiert der WDR darauf und schielt mit seinem putzig klingenden „Heim für alle Felle“ schon im Vorfeld als legitimes Nachfolgeformat der just grimmepreisgekrönten Serie „Abnehmen in Essen“ marlwärts. Doch bei so viel gutem Zweck und Tiernarretei könnte Frau Böttingers Zwingerklub wohl mit gutem Gewissen ebensogut als Gameshow, Polittalk oder Werbesendung hausieren gehen, solange man nur Dalmatinerwelpen hinter Gittern, abgemergelte Fundhunde oder den dicken Diabetiker mit Pipi inne Augen filmt, der wegen offener Ferse den Wauwau ins Heim geben muß. Was schadet es also in dem Falle noch, den Off-Text höschstpersönlisch und höchst tuntig von Heimleiter Bernd Schinzel runterlesen zu lassen? Und wer wollte da etwas aussetzen an nachgestellten Dialogeinlagen wie „Sachma, hat der Bob nit schon mal wat aufjespürt außer dem ausjesetzten Kaninchen, wat mir da jerade vor dem sischeren Unterjang jerettet han?“ – „Ja sicher dat, letztet Jahr dat Schäferhundweibschen da hinten am Zaun.“ – „Ach ja, rischtisch. Also Leute jibts, nä, als hätt so’n Tier jar keine Würde nit.“
Und würde sich das Tierheim Köln-Dellbrück nicht schon längst in der WDR-Tiervermittlungsshow „Tiere suchen ein Zuhause“ profiliert haben, man würde es ihm spätestens jetzt anbieten. MONIE SCHMALZ
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