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„Gero von Boehm begegnet … Blanca Li“ (Mi., 22.25 Uhr, 3sat)

Blanca Li ist eine schillernde, energiegeladene, aparte Erscheinung. Dazu auch noch abenteuerlustig, hoch produktiv und, so erfährt man, allzeit bereit, vorgegebene Grenzen zu überschreiten.

Wow, schreit man da im Fernsehsessel, wer so viele Ausnahmeattribute auf sich vereint, der taugt zur Legende! Schließlich hat die spanische Choreografin im Herbst 2001 das Ballett der Komischen Oper Berlin übernommen und prompt mit ihrer ersten Premiere „Der Traum des Minotaurus“ ein volles Haus in der Hauptstadt eingespielt.

Bizarrer mutet jedoch an, wie Li auf 3sat zunächst inszeniert wird. Ein erfolgreicher Star braucht deartige Betulichkeit wohl kaum, doch Gero von Boehm begegnet Blanca Li derart einfühlend-sympathisierend, dass einem schwindelig wird . Da sitzt sie nun auf beiger Couch, ihr rotes Flamencokleid leuchtet, ein blauer Spot strahlt von oben. Und Gero von Boehm, ganz Kulturkavalier alter Schule mit seidenem Einstecktuch, küsst die Hand.

Doch dann, wenn man die Sendung schon fast aufgegeben hat, wacht von Boehm auf, macht sich frei von der exotischen Aura seiner Gegenüber.

Und stellt Fragen, die so gar nichts mehr von Kulturkavalier haben: welche Rolle Sex in ihrem Leben spiele, beispielsweise, und wie nahe Frau Li dem Wahnsinn gekommen sei.

Und die Befragte macht mit. Lacht schelmisch: Das mit dem Wahn könne man ja nie so genau wissen. Sie glaube aber, dass mit den neuen Technologien und dem Höher-weiter-schnell-Prinzip unserer Kommunikation viele neue, noch nicht „identifizierte“ Spielarten des Wahnsinns kommen. Ihr nächstes Tanzstück heißt „Borderline“, im Juni ist Premiere.

Man erfährt in den restlichen Minuten noch Einiges aus Lis bewegter Biografie: dass sie den Crossover der verschiedenen Kunstformen nicht scheut, zum Beispiel. Und deshalb mit dem französischen Modezaren Christian Lacroix genauso gut zusammenarbeitet wie mit marokkanischen Musikern oder HipHop-Projekten aus der Pariser Banlieue. Dass so jemand auch Videoclips dreht, in Filmen mitspielt – und solche Interviews gibt, versteht sich da fast von selbst. JANA SITTNICK

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