vorlauf musik: Thomas Mauch hört auf den Sound der Stadt
Dieses ständige Sirren, dieses Schaben und Soundgekrustel, das ist doch nur Beschäftigungstherapie, sagt so ein Vorurteil über die experimentelle, improvisatorisch erarbeitete Musik. Bei der man obendrein genau hinhören muss. Das lohnt in der Tat. Schon, um die Unverbindlichkeiten auch auf diesem Terrain herauszufiltern, und dann bleibt noch genügend zurück, um sich die Beschaffenheit von Musik zu vergegenwärtigen. Darum geht es. Eine ständige Reflexion der Mittel (aus dem Erkenntnisgewinn dürfen dann die anderen Genres ihre Soundoutfits herausklauben), und beim Chicago-Special heute im Podewil (21 Uhr) wird beim Trio David Grubbs, Tony Conrad (dem apokryphen Minimal-Miterfinder) und Dan Brown der Rock ’n’ Roll an Repetitionstechniken geschult. Entspannt gibt Grubbs’ Gitarre den Groove vor, und das ist diesmal bestimmt keine Steinbeißeravantgarde. Versprochen. Sondern eher die Locker-Variante von Tortoise. Dass Improvisation überhaupt nur ein anderes Wort für Beliebigkeit sei, wird man nach einem Konzert mit Bob Ostertag kaum mehr meinen. Der Pionier der Sample-Technik umkreist beharrlich Wirklichkeit. Zermalmt sie. Setzt sie neu zusammen, dass die Musik wieder was mit dem Leben zu tun hat. Heavy Listening. Immer intensiv. Beim „Festival Musik und Politik“ präsentiert Ostertag gleichfalls heute in der Wabe (20 Uhr) seine „Yugoslavia Suite“. Etwas Oldschool-Improvisation. Mit Konrad Bauer. Der Posaunist, zirkularatmend, ins Instrument singend und alle Tricks ausspielend, die sich in mehreren Jahrzehnten Praxis ansammelten. In einem Duett mit der Tänzerin Toula Limnaios noch bis zum Sonntag im Theater am Halleschen Ufer (20 Uhr). Und dass darüber der böse, krachige Rock nicht vergessen wird: Black Rebel Motorcycle Club am Donnerstag im Knaack (21 Uhr).
Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt der Kinderhort
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