vorlauf kunst: Brigitte Werneburg schaut sich in den Galerien von Berlin um
Der Eintritt zu Eigen + Art in der Auguststraße 26 ist etwas erschwert, und zwar durch eine raumfüllende, spektakuläre Skulptur. Für „Die Rückkehr des Anti-Soft“ hat Martin Eder schwarze Styroporbruchstücke zu einer Art riesigem Ballon zusammengefügt und diese aufgebrochene, kantige Kugel mit roter Gaze verschleiert. Die barocke Plastik findet ihre Entsprechung in einem schlichten, schwarz spiegelnden Plexikubus im letzten Raum der Galerie. Er repräsentiert das Körpervolumen des Künstlers, das Eder zusammen mit einem Physiker vermessen hat. In diesen schwarzen Würfel hinein muss man sich die Eingangsplastik denken, denn sie repräsentiert wiederum „all das, was man so mit sich schleppt“ an Gedanken und Erinnerungen. Hermetisch ist die eine wie die andere Arbeit. Hermetisch bleiben auch die zuckersüßen Aquarelle von Kätzchen (Miezen) und Badenixen (Miezen) an den blutrot beschrifteten Wänden: Was da zu sehen ist, das nimmt man Eder nicht ab, und das ist genau der Punkt.
Deutlich, prägnant, bewusst plakativ sind dagegen die Fotografien und Zeichnungen von Florian Merkel bei der Galerie Wohnmaschine in der Tucholskystraße 35. Schon der Titel einer Serie von Buntstiftzeichnungen, „Aspekte demokratischen Zusammenlebens“, legt eine heiße Spur. Kampfszenen in handkolorierten Fotografien oder bunten Umrisszeichnungen laufen unter Titeln wie „Dialog“ oder „Wettbewerb“. Wer erste Hilfe leistet, übt Druck aus, so böse sieht Merkel die neue Mitte, die mit der Reichstagskuppel immer wieder im Bild ist. Darf man in Merkels Bild- und Wortspielen eine elegant geführte, sarkastische Gegenstrategie zu den regierungsamtlichen Werbefeldzügen vermuten? Etwa gegen die „Familie Deutschland“, die gerade so unangenehm auffällt?
Anregungen: vorlauf@taz.deFreitag kommt Konzert
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