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vorlauf bühneEsther Slevogt betrachtet das Treiben auf Berlins Bühnen

Unsere Konsumgesellschaft ist ja ein beliebtes Theaterthema, an Hand dessen die Bühnenzunft insgesamt gern den Nachweis ihrer gesellschaftlichen Relevanz zu erbringen versucht. Diesmal geht es im Maxim Gorki Theater zur Sache. „Hysterikon“ heißt ein Abend, der ein unter anderem konsumgesellschaftliches Krankheitsbild zum Thema hat: Wenn der Konsumrausch die Verzweiflung nicht mehr überdecken kann, verfallen die Menschen im Stück in Hysterie (ab Mittwoch). Und weil der Kapitalismus unserer Tage scheinbar keine komplexen Individuen, sondern bloß noch Abziehbilder von Konsumenten produziert, stehen auch bei der Prager Theatergruppe M.U.T. um Regisseur Ján Simko nur noch namenlose Sprecher auf der Bühne, deren Sprache sich aus Stereotypen zusammensetzt. Wer mehr wissen will: Am Samstag ist M.U.T. im Podewil mit „Selbstbezichtigung“ nach Peter Handke zu Gast. Wer zunächst seine Einblicke in theoretische Aspekte der Kapitalsmuskritik vertiefen will, dem sei das „Berlin Economic Policy Forum“ empfohlen, das von der American Academy (20 Uhr) veranstaltet wird. Hier diskutieren heute Saskia Sassen und Richard Sennet. Das Deutsche Theater steht diese Woche im Zeichen von Dr. Caligari. Die Premiere von Robert Wilsons neuem Theaterabend wurde zwar auf die nächste Woche verschoben. In Voraufführungen lässt sich aber schon ab heute als „work in progress“ verfolgen, wie der Schauspieler Christian Grashof in die Rolle des Dr. Caligari schlüpft. In den Achtzigerjahren wurde Grashof als Protagonist von Alexander-Lang-Inszenierungen zum Theaterstar. Als Caligari tritt er jetzt in die Fußstapfen eines berühmten Kollegen. In Wienes Stummfilmklassiker von 1919 spielte Werner Krauss den Caligari, den Max Reinhard 1913 ans Deutsche Theater holte.

Anregungen: vorlauf@taz.deMorgen kommt Kunst

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