vor ort : GESA SCHÖLGENS über eine Jobsuche unter erschwerten Bedingungen in Freudenberg
Die Zeit arbeitet gegen Hesit Trshani und seine Familie: Bis Juni muss der Mann einen Job finden – sonst droht ihm, seiner Frau Zara und den Kindern Valon, Vlamur und Marigona erneut die Abschiebung in den Kosovo. Das Schicksal der Familie, die seit 13 Jahren in Freudenberg lebt und im Jugoslawien-Krieg ihr Heim verloren hat, sorgt in dem knapp 18.400 Einwohner zählenden Städtchen seit Monaten für Aufregung.
Mehrfach sollten die Trshanis im vergangenen Jahr abgeschoben werden. Die letzte Ausweisung drohte im Oktober. Doch sie wurde verhindert – von rund 250 Schülern, Freunden und Nachbarn. Als Beamte der Ausländerbehörde die Familie abholen wollte, bildeten die Helfer ein menschliches Schutzschild vor dem Haus. Für die Beamte gab es kein Durchkommen, die Polizei wurde dennoch nicht eingeschaltet. Ein Kreissprecher erklärte damals: „Wir wollten die Situation nicht eskalieren lassen.“
Einer der ungehorsamen Zivilisten ist Mike Keylock, ein enger Freund der Familie. Er kann nicht verstehen, warum die Trshanis ausgewiesen werden sollen: „Im Kosovo ist die Hölle los. Das Land steht kurz vor dem nächsten Bürgerkrieg“. Von der Abschiebung sind die Eltern und drei der Kinder bedroht. Die älteste Tochter Vlora hatte im Juni den Antrag gestellt, einen Deutschen zu heiraten und sucht nach einer Ausbildungsstelle. Die Kinder würden besser Deutsch als ihre Muttersprache sprechen, so Keylock. „Sie wären Analphabeten im eigenen Land“. Zudem habe die jüngste Tochter vor einigen Jahren durch einen Feuerwerkskörper schwere Verbrennungen erlitten. Um Spätfolgen zu vermeiden, muss die 14-Jährige operiert werden. „Das ist aber nur in Deutschland möglich und bezahlbar“, sagt Keylock.
Da Keylock die Aktion mitinitiiert hat, läuft nun läuft gegen ihn ein Verfahren. „Das Ganze sollte als Demo angemeldet werden, aber dafür blieb keine Zeit mehr“, sagt er. Der friedliche Protest habe sich aber auf jeden Fall gelohnt. Die Familie konnte dann für zwei Tage untertauchen, und die Härtefallkommission beschäftigte sich mit dem Fall.
Auf ihre Empfehlung hin erteilte der Kreis den Trshanis schließlich Anfang Dezember eine Aufenthaltserlaubnis. Mit einer Voraussetzung: Die Familie muss sich ihren Lebensunterhalt selbst verdienen. Im Kosovo war Hesit Trshani Busfahrer. In Freudenberg sollte er zunächst beim städtischen Bauhof im Winterdienst arbeiten. Freudenbergs Bürgermeister setze sich persönlich dafür ein. Doch der Personalrat verhinderte es, da die Stelle nicht öffentlich ausgeschrieben wurde. „Es besteht keine akute Notsituation für die Familie“, sagt der Vorsitzende Olaf Smolny.
Bürgermeister Eckhard Günther (CDU) will nun noch einmal mit dem Personalrat reden. Allerdings sei der Job ohnehin nur bis März befristet. „Es wäre eine Übergangslösung gewesen und hätte keinen Einfluss auf das Bleiberecht gehabt“, sagt Günther. Jetzt müssten sich auch die Helfer der Familie bemühen. Er selbst habe Kontakte zu den hiesigen Unternehmen. Leicht werde die Jobsuche aber nicht: „Es gibt kaum freie Stellen.“