village voice kompakt: die erste cd-kritik to go: Wovon lebt eigentlich Winson?
Neulich hatte Winson einen kleinen Hit. Der hieß „Wovon lebt eigentlich Peter?“ und handelte von der Frage, wovon Peter eigentlich lebt. Obwohl es sich bei Peter nach Winsons Aussage um einen guten Kumpel handelt, blieb Winson die gewiss sehr interessante Antwort zu Peters Einkommensverhältnissen bis heute schuldig.
Stattdessen liefert er nun sein nicht ganz so interessantes Debütalbum „So sah die Zukunft aus“ ab. Wie man dem Titel unschwer anmerkt, fand die Zukunft für Winson bereits in der Vergangenheit statt, was den leicht gestrigen Sound zumindest schlüssig erklärt. Man muss dazu wissen, dass Winson vor allem von hemdsärmeliger Rockmusik geprägt ist und erst kürzlich die feinen Möglichkeiten elektronischer Soundproduktion für sich entdeckte. Folglich lebt das Album von dem heiteren Zusammenspiel von Elektronik, Gitarre und Winsons Sinn für schmissige Melodien.
Mitunter geht Winson dieser Sinn aber auch flöten, weshalb er sich hilflos in den unendlichen Möglichkeiten des Gefrickels verliert. An anderer Stelle hält er es für eine gute Idee, sich an Reggae zu versuchen, was jedoch weder zu Gefrickel noch zu Rock noch zur vergangenen Zukunft passt. Auch die zutiefst billig klingende Produktion passt nicht so recht ins Bild und macht damit das Unpassende zum Zentralmotiv des gesamten Werks. Dass Winson ausgerechnet den besonders verzichtbaren Song „Liebeskummer is Luxus“ als zweite Single auskoppelte, ist unter diesem Blickwinkel fast schon logisch. HARALD PETERS
Winson „So sah die Zukunft aus“ (V2)
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen