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Archiv-Artikel

versöhnung in verona Berlusconi, ein Inländer

Versöhnung sieht anders aus. Nur den EU-Kommissionspräsidenten Romano Prodi begrüßte der deutsche Regierungschef bei seiner Stippvisite in Italien mit einer herzlichen Umarmung. Für seinen Amtskollegen Silvio Berlusconi hielt Gerhard Schröder dagegen nur ein höfliches Lächeln und einen kühlen Händedruck bereit – nachdem Berlusconi seinerseits den gemeinsamen Opernabend wegen befürchteter Demonstrationen abgesagt hatte.

Kommentar von RALPH BOLLMANN

Ist Schröder also drauf und dran, schon wieder außenpolitisches Porzellan zu zerschlagen – nachdem er bereits das Verhältnis zu den USA, wie Kritiker meinen, leichtfertig aufs Spiel gesetzt hat? Weit gefehlt. Sein Umgang mit Berlusconi ist nach den europaweiten Demonstrationen gegen den Irakkrieg ein weiteres Zeichen dafür, dass sich eine gemeinsame EU-Öffentlichkeit entwickelt, dass die europäischen Länder füreinander kein Ausland mehr sind, das diplomatisch zu schonen wäre. Niemand zwingt Schröder, etwa mit Edmund Stoiber besonders herzlich zu verkehren – warum sollte er es dann mit Berlusconi tun, dessen Reputation doch um einiges zweifelhafter ist?

Schon der deutsch-italienische Streit dieses Sommers war kein Rückfall in die alten Zeiten des Nationalismus, sondern vielmehr ein Zeichen dieser neuen Normalität. Früher wäre ein solcher Schlagabtausch, wie er mit der Deutschen-Beschimpfung des Staatssekretärs Stefani und der Urlaubsabsage des Kanzlers ausgetragen wurde, gar nicht denkbar gewesen – oder er hätte das Verhältnis der beiden Länder auf lange Sicht zerrüttet. Allerdings ist diese Art des lockeren Umgangs zwischen den Ländern der einstigen Verbündeten der „Achse“ Hitler–Mussolini besonders einfach. Bis sich deutsche Politiker auch mit ihren polnischen oder niederländischen Kollegen derbe Wortgefechte liefern können, wird wohl noch einige Zeit vergehen.

Immerhin haben Schröder und Berlusconi bei aller gegenseitigen Abneigung mit ihrem kurzen Treffen jenen äußeren Schein gewahrt, den ihre institutionelle Rolle verlangt. Ganz im Gegensatz zur Außenministerin Schwedens, die dem Italiener samt seiner „etwas sehr speziellen Regierung“ die Befähigung für das Amt des EU-Ratspräsidenten gleich ganz absprach – und empfahl, die Verabschiedung der gemeinsamen Verfassung lieber in die Zeit des irischen Vorsitzes zu verlegen. Aber das ist ebenfalls eine sehr innenpolitische Debatte.

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