verseuchtes trinkwasser : Wer suchet, der findet
Die Arnsberger hat es ganz offziell erwischt: In ihrem Blut schwimmt, amtlich beglaubigt, die schwer abbaubare Industriechemikalie PFT. Arnsberg soll ein schrecklicher Einzelfall sein und Opfer eines kriminellen Düngemittelherstellers. Letzteres stimmt. Allerdings stimmt auch: Nur eine zufällige Forschungsprobe konnte den PFT-Skandal aufdecken. Was sonst noch alles durch die Ruhr fließt, weiß niemand. Denn wie so viele Chemieabfälle sind perfluorierte Tenside unsichtbar. Vor solchen noch unentdeckten Zeitbomben sind vor allem die Ruhranrainer schlecht geschützt. Weil an der Ruhr anders als am Rhein keine großen Chemiewerke stehen und auf ihr keine Frachtschiffe fahren, sind Aktivkohlefilter bei Trinkwasseraufbereitung die Ausnahme. Sie sind aber das derzeit wirkungsvollste Mittel gegen PFT – weshalb sie im entdeckten Arnsberger Fall auch sofort installiert wurden.
KOMMENTAR VON MIRIAM BUNJES
Ein allgemeines PFT-Verbot schützt natürlich am nachhaltigsten. Vor dieser Stoffgruppe. In Deutschland sind mehr als 100.000 Chemieverbindungen im Umlauf. Auch wenn die Ruhr keine direkten Chemieeinläufe hat: Im Ruhrgebiet leben mehr als fünf Millionen Menschen, in deren Haushalten Chemikalien verwendet werden. Dazu kommen Dutzende Krankenhäuser. Und dass Umweltkriminalität Einzelfall ist, wäre schön, ist aber unwahrscheinlich.
Damit sich der PFT-Skandal nicht wiederholt – sehr wahrscheinlich war er sowieso gar nicht der erste, sondern nur der erste entdeckte – ist es wichtig, ihn nicht nur als kriminellen Einzelfall abzutun, sondern als Hinweis auf mehrere gefährliche Missstände. Erstens: Es gibt in Deutschland eine Bioabfallverordnung, die es Kriminellen leicht macht, Industriemüll als Klärschlamm zu tarnen und dann als Biodünger zu vermarkten. Zweitens: Gift kann jahrelang unentdeckt durchs Wasser schwimmen und später durch die Einwohner. Drittens: Nur bei bestehenden Vergiftungen wird gefiltert. Bleibt es dabei, kommt der nächste Einzelfall mit Sicherheit.