verpasst?: Müder Dandy

„Menschen bei Maischberger“, Di., 23 Uhr, ARD

Wie soll man ein ernsthaftes Gespräch mit einem Menschen führen, der sich selbst zu einer Kunstfigur stilisiert? Sandra Maischberger hat in einer Sonderausgabe ihrer Sendung bewährt hartnäckig versucht, den Modemacher Karl Lagerfeld hinter seiner Kulisse herauszulocken – im Ergebnis hat er seine Sonnenbrille für eine halbe Sekunde halb gelüftet, seine Hände haben kurzzeitig gezittert, und einmal hätte er fast das Studio verlassen: als Maischberger ihn mittels Einspieler mit ehemaligen Mitschülern konfrontierte – älteren Herrschaften, die so aussehen, wie man in Lagerfelds Alter normalerweise aussieht. Er zwang sich jedoch, zu bleiben („Ich bin ein Autofaschist“), und beließ es bei einer hastig genuschelten Beleidigung in Richtung alte Heimat. Auch die hochschwangere Sandra Maischberger wirkte etwas vergrätzt ob Lagerfelds Weigerung, „Mode für dicke Frauen“ zu machen – und seiner hartnäckigen Pose der Political Incorrectness. Am Ende schlenderten beide Arm in Arm – ermattet? – durch das Berliner Pergamonmuseum. Das Label „KL“ blieb intakt.

Martin Reichert