verhütung : kurzfristige denke
Sozialhilfeempfängerinnen werden durch nichts verschont. Wenn sie ab 2005 als erwebsfähig eingestuft werden, müssen sie auch in Notsituationen einen Job annehmen. Sie zahlen das Gleiche für Praxisgebühren und Medikamente wie der gut verdienende Teil der Bevölkerung. Nun fällt auch noch die Unterstützung für Verhütungsmittel weg. Eine solche Politik ist kurzfristig gedacht und kann ungeahnte Folgekosten nach sich ziehen.
KOMMENTAR VON NATALIE WIESMANN
Gerade für Frauen in finanziell schwieriger Lage ist es extrem wichtig, dass sie die Möglichkeit haben, ihre Fortpflanzung selbst zu kontrollieren. Und das müsste eigentlich auch im Sinne der Politik sein. Wenn demnächst mehr potentielle SozialhilfeempfängerInnen auf die Welt gesetzt werden, wird das Gezeter in der Politik groß sein. Eine Reproduktion von Armut wird diejenigen, die von negativen Auswirkungen des Kindermangels auf unser Sozialsystem sprechen, bestimmt nicht beruhigen, im Gegenteil. Genauso wenig kann es gewollt sein, dass Frauen einen Schwangerschaftsabbruch als Verhütungsmittel in Kauf nehmen. Schwangerschaftsabbrüche sind von ihren psychischen Folgen abgesehen viel kostenintensiver als die 50.000 Euro, die Essen beispielsweise für ihre Sozialhilfeempfängerinnen ausgeben müsste. Dass nur Bochum und Gelsenkirchen sich für ihr benachteiligtes Klientel einsetzt, ist schade. Den anderen Kommunen scheinen die Folgen egal zu sein: Die Kosten für die Abtreibungen tragen ja nicht sie, sondern das Land.