vaals-bröckchen 1: Und Erich Ribbeck sagt den ersten Satz
Deutschland ist angekommen
„Wir heißen DEUTSCHLAND, damit jeder Gegner die Chance hat, DEUTSCHLAND zu schlagen.“
(Deutschland ist eine Freizeit-Elf aus Stolberg bei Aachen)
Gestern: Das andere Deutschland kommt. Das des DFB. Und da ist es wieder wie früher: Es wird kontrolliert an den Grenzen. Das schrankenlose Europa ist ausgesetzt, nicht nur am Ortseingang Vaals, wo Deutschland im hochschmucken Schloss Vaalsbroek residiert.
Autoschlangen seit Tagen. Pendler sind sauer und maulen. Auch gestern, 11 Uhr: Stoßstange an Stoßstange. Aus dem Linienbus von Aachen nach Maastricht werden welche mit fanverdächtigem Äußeren herausgeholt: Pass zeigen. Sich erklären. Der Bundesgrenzschutz hat zu seinen nationalstaatlichen Aufgaben zurückgefunden. Dank der Euro, dem Turnier. Der Bus wartet nicht. Pech gehabt.
Schloss Vaalsbroek aber wartet. 11 Uhr 28: Hotelmanager Lex Nijenhuis sagt „Alles ist gut gelaufen. Jetzt brauchen sie nur noch kommen.“ Der Lufthansa-Liniencharter LH 5182 kommt von Lahr im Badischen, Abflug geplant 11.30 Uhr. Ankunft Maastricht Airport: 12.45 Uhr.
Die Sonne knallt. 11.40 Uhr: Der Hotelmanager sagt „Mal sehen, wer als erster der Deutschen aussteigt. Vielleicht küsst er wie der Papst holländischen Boden.“ Und lacht. Ja, die Stimmung ist entspannt.
12.36 Uhr: Verspätungsgerüchte. Warten, warten. Ein paar Dutzend Fans sind da. Einer sagt: „Wenn die so gut spielen würden, wie sie wohnen ...“ Dann Landung bestätigt, Busabfahrt 13.13 Uhr (Omen?). 13.38 Uhr: Alle Hotelbediensteten reihen sich zum Begrüßungsspalier auf. 13.40 Uhr: Pfirsichtorte für Geburtstagskind Dariusz Wosz (31) taucht auf.
Endlich! 13.50 Uhr: Der neue gepanzerte Benz-Bus erscheint am Horizont. 13.52 Uhr: Halt vor dem Hotel. 13.53 Uhr: Beschwingt vom 8:2 schreiten die Spieler hinaus. Der erste: Marco Bode. Kein Kuss. Sekunden danach der Teamchef. Die ersten zwei Stürmer auf Vaalser Boden: Rink, dann Bierhoff. Ein Fingerzeig für Montag? Jancker kommt. Auch er küsst nichts. Die Hotelcrew schmettert zum Geburtstag „Hoog soll er leven“. Schön.
14.25 Uhr: Erich Ribbeck beginnt seinen ersten Satz: „Ich denke ...“ Bei Loddamaddäus hake „noch der Muskel nebenan“. Und das Hotel? „Der Bau“ sei „ideal, die Zimmer sehr ordentlich“. Na denn. Es wird. Noch drei Tage. MÜLL
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