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Archiv-Artikel

ursula günther, islamwissenschaftlerin Die Vermittlerin

Von PS

Sie weiß nicht recht, warum. Aber für die arabische Welt hat sie sich schon als Kind begeistert. Mit zwölf ist sie in Kairo gewesen – und als es später mit dem Medizinstudium nichts wurde, fiel die Wahl leicht: Islamwissenschaften wollte Ursula Günther studieren und sich fortschrittlichen Strömungen widmen. Magister- und Doktorarbeit galten islamkritischen Intellektuellen.

Heute wird sie ab 18.30 Uhr in der Hamburger Bucerius Law School den gemäßigt fortschrittlichen Vortrag von Ahmed El Tayyeb, des Präsidenten der Al-Azhar-Universität Kairo, über Toleranz im Islam moderieren.

Etliche Koransuren, die für interreligiöse Toleranz plädieren, wird er auflisten, um zu zeigen, „wie fest der Toleranzgedanke dort verankert ist“, sagt Günther, die inzwischen von der Islam- zur Erziehungswissenschaft gewechselt hat und an der Universität Hamburg interkulturelle Kommunikation lehrt. Ein Ziel, das auch das Hamburger Zentrum für Weltreligionen verfolgt, an dessen Aufbau sie sich beteiligt. Interdisziplinär soll es sein und neben Studien der christlichen, jüdischen, islamischen Theologie sowie der Buddhologie Veranstaltungen zum interreligiösen Dialog bieten. Ende 2007 soll der Master-Studiengang komplett sein.

Allzu viel Theorie ist ohnehin Günthers Sache nicht – weshalb sie für ihre Habilitation eine empirische Studie wählte: Interviews mit muslimischen Jugendlichen wird sie in den nächsten Monaten in Hamburg führen und sie zu ihren Erwartungen an religiöse Bildung befragen. „Viele sind frustriert, weil die deutsche Gesellschaft ihre Integrationsbemühungen nicht wahrnimmt. Etliche Moscheen haben neue Konzepte entwickelt und unterrichten längst auf deutsch.“

Schönreden will Günther radikale Strömungen im Islam indessen nicht. „Aber sie sind in der Minderheit. Und die liberalen Intellektuellen können sich in den Medien kaum Gehör verschaffen.“ Abgesehen davon machten es die eigenen Regierungen, die oft mit den orthodoxen Muslimen kooperierten, den islamkritischen Denkern natürlich auch nicht leicht. PS