urdrüs wahre kolumne : Sternchen pflücken
Immer wieder erlebt man, dass die Auto-Idioten dieser Welt ihre Kfz-Haltung mit dem Gebot beruflicher Mobilität und der Notwendigkeit des günstigen Großeinkaufs im Kofferraum zu rationalisieren versuchen und das auch dann, wenn sie nicht im Einöd-Kotten auf der Geest oder im Teufelsmoor hausen, fern jeglicher Lebensmittelmärkte und Haltestellen des Nahverkehrs. Dass sich aber auch die ansonsten so verdienstvolle Initiative „Solidarische Hilfe“ anschickt, im Kampf um die Besitzstandswahrung von Rollschrottbesitzern das lebensfeindliche und geldvernichtende Suchtverhalten des individuellen Automobilisierens mit der Milchbubenrechnung vom Superbilligeinkauf als Notwendigkeit gerade für die Hartz IV-Betroffenen schön zu schwätzen und ihr Klientel so in der kollektiven Wahnhaftigkeit des Blech-Denkens bestärken, statt den goldenen Weg des allgemeinen Fußgängertums zu preisen, macht mich schaudern. Zumal der Tanz ums goldene Kalb aus Wolfsburg, Köln oder Rüsselsheim oft auch noch unter Missbrauch des Kindergeldes orchestriert wird!
Um wie vieles sympathischer hingegen jenes ehrenamtliche Treiben einiger junger Bremer, die kürzlich in einer einzigen Nacht 36 Fahrzeuge um Sterne und andere Embleme des motorisierten Götzendienstes brachten und leider von einer Streifenwagenbesatzung entdeckt und an der Weiterführung ihres sinnstiftenden Tuns gehindert wurden. Und gern erinnere ich mich meiner jungen Jahre in Berlin , als ich der jeweiligen Prinzessin meines Herzens auf dem kurzen Weg vom Hermannplatz zur Waldemarstraße gern schon mal einen ganzen Sternenstrauß pflückte und für diesen ritterlichen Einsatz im Kampf gegen die Vergötzung des Autoverkehrs mit allerhand Lob und Gunstbezeugung belohnt wurde.
In dieser Woche traf sich beim Griechen im Lindenhofviertel der „Vorläufige Gröpelinger Betroffenenbeirat“, um Maßnahmen zur Abschaffung der Sanierungsabgabe zu beraten, die den kleinen Eigenheimern von der Stadtbürgerschaft auferlegt wurden. Als argumentative Schützenhilfe weise ich die Nachbarn im Westen darauf hin, dass nach Schließung des Space Park in diesem Monat die dort vorhandene Investitionsruine vermutlich zum Tummelplatz für Elemente wird, die womöglich noch krimineller wären als jene, die für die Erstellung dieses Wolkenkuckucksheims verantwortlich sind – und das wird auf den Wert auch der Immobilien dichte dran drücken, sodass keine Sanierungsabgabe zu zahlen ist, sondern ein Schadensausgleich fällig wäre …
Richtig schrappig freue ich mich bereits jetzt auf den Kirchentag in Bremen und auf Einquartierung richtig netter Schlafsack-Christen in meinem Klitterklatter-Häuschen am Steffensweg, Gespräche über Gott und die Welt beim Milchkaffee am Morgen inclusive. Und unterstütze daher auf das Heftigste unsere gute alte Protestantensocke Henning in der Abwehr der Schweißfußinvasoren des Deutschen Turnerbundes. Dieser grobe Unfug des Keulenschwingens, Bändchenwerfens und Hodenprellens an Bock und Barren verdient schon als menschenverachtender Tort an der Schuljugend die Missbilligung aller Wohlmeinenden – in nationaler Konzentration aber wird es zu einem Ärgernis, das zu verhindern allzeit mit fast allen nacholympischen Mitteln bereit ist
Ulrich „Reckweg!“ Reineking