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Archiv-Artikel

urdrüs wahre kolumne Und darunter vögeln Fische

Ja ist die Welt denn jetzt ganz verrückt? Weil die hiesige Spaßkasse ihrem Lande Bremen nix mehr leihen will und wenn überhaupt, dann nur zu höheren Zinsen als selbst den feindlich gesinnten Bayern, muss die Gemeindekasse jetzt schon Kredite aus China einwerben: ein wahrhaft später und zugleich stolzer Sieg unsterblicher Ideen!

Die altenfeindliche Häme, die jetzt auch in der taz Bremen über den leider allzu sehr ernüchterten Getränksmann, Grafiker, Lyriker und Musiker Udo „Barfly“ Lindenberg ausgegossen wird, hat dieser Held meiner Jugend nicht verdient, den Friedenspreis der Villa Ichon aber allemal. Natürlich kennt der Rockschrat aus Gronau keine untere Peinlichkeitsgrenze, aber ist es nicht das, was ihn uns menschlich so nahe bringt? Lieber flippern mit Udo als Sensibilitäts-Turnübungen mit sagen wir mal Tim Fischer oder so!

Zweifelhafte Ratschläge gibt ungefragt Siegfried Tittmann als Speerspitze der DVU der „Mickymaus-Redaktion“ der taz: „Vielleicht etwas weniger kiffen, weniger Alkohol schlabbern“. Dank an Bürgerschaftspräsident Christian Weber für die parlamentarische Rüge seiner taz-Schelte („überholt noch das hetzerische und rassistische Blatt von 1933, den Stürmer“) und Empfehlung an den Bremerhavener, etwas mehr zu kiffen und etwas mehr Alkohol zu schlabbern: Nicht alles einfach so unkritisch dem Onkel Adolf nachmachen, der sah als Abstinenzler zum Schluss ganz schön alt aus!

Über die Weserbrücke strebt, dem Schneeregen trotzend, eine ziemlich gewaltige Erscheinung von Mutter mit ihren drei Kindern, das jüngste in einer Sportkarre kutschierend, an der auch noch zwei schwere Einkaufstüten hängen. „Unsa Vanessa hat den Schnulla verloren“, stellt der etwa zehnjährige Junge aus der Geschwisterschar fest, worauf die Mama ziemlich derbe fordert: „Dann stecken eben in dein Mund und machen sauber.“ Brüderchen aber ist dazu nicht bereit: „Kannse selba machen, ist doch dein Kind!“ Mutter: „Bin ich denn für jeden Dreck da?“ Söhnchen: „Ich aber auch nicht.“ Und fünfzehn Meter unter dieser Szene vögeln Fische!

Inzwischen wissen wir, dass in erster Linie nicht geizgeile Sparpolitik hinter der perversen Idee aus der multinationalen Interbrühe steht, die Brauereipferde von Haake und Beck abzuschaffen, sondern der Blick auf die vermeintliche Zielgruppe. Und die definiert der dynamische Quackelarsch aus dem Marketing allemal wie sich selbst: kontrolliert, herzlos, mit Porsche im Kopp und Designerstuhl unterm Arsch und zum Koks alle Jahre mal ’ne Flasche Beck’s Gold direkt aus dem Eisfach: Da braucht es freilich keinen Viererzug und die Immobilienabteilung ist für solch Gesocks ja eh wichtiger als die Braupfanne …

Für alle ehrbaren Wirte, die noch nicht in Schuldsklaverei der belgischen Usurpatoren gehalten werden, stelle ich gern den Kontakt zur Schaumburger Privatbrauerei her, die über vorzüglichste Biere verfügt und zu den wenigen verbliebenen Horten handwerklicher Braukunst in Norddeutschland zählt, ohne Konzernbindung und garantiert nie im Fernsehen!

Da kabbeln sich die Damen von CDU und SPD im Parlament doch allen Ernstes um vereinfachte und lateinische Ausgangsschriften und andere Programme zum Schüler quälen und treuherzig bekennt sich Unionsdame Silke Allers zum Motiv des Streits auf dem Buckel fremder Leute Kinder: „Es ist doch schön, auch mal was bewirken zu können.“

Füttert lieber Stockenten, empfiehlt in Fällen solcher Sinnverlorenheit

Ulrich „Sauklaue“ Reineking