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Archiv-Artikel

urdrüs wahre kolumne Im Namen der Makrele

Für Motorradfahrer gibt es seit eh und je das volkstümliche Schlagerliedchen „Fahr nicht schneller als dein Schutzengel fliegen kann“ und doch regiert auch hier der Wind of Change und so wird denn diesen Sonntag irgendwann nach 12 Uhr beim 22. Hamburger MOGO (= Motorradgottesdienst) rund um den Michel ein neues und brandaktuelles Schutzengellied für Biker vorgetragen – womöglich gar von Inga Rumpf, der grand old Sozia des christlichen Rockerwesens. Präsi Jesus vom MC Big Twelve aber ritt in Jerusalem weder auf der Gold Wing noch auf der Harley ein, sondern auf dem Füllen der Eselin und siehe: es war gut so!

Schwarzwurzeln, rote Paprika und goldgelbe Möhren hat ein Bremer Wochenmarktbeschicker zu einem verkaufsfertigen Gebinde unter dem Namen „Deutsche Fußballvitamine“ zusammengestellt. Im Preisvergleich stellt sich heraus, dass dafür etwa der doppelte Betrag verlangt wird, als wenn man sich die unterschiedlichen Sorten selbst zusammenstellen würde. Auf die irritierte Anfrage des Kunden meint der Grünhöker nur: „Wenn einem die Nationalmannschaft nicht mal die paar Cent wert ist – wie soll Deutschland da gegen Länder bestehen, wo die Fans allein für den Flug schon über tausend Euro ausgeben?“

„Mehr muss man nicht wissen!“ hat ein Flohmarkthändler an der Bremer Schlachte auf eine (unbenutzte) Wurstpappe geschrieben und diese werbliche Aussage an einen Stapel mit vielleicht 50 oder 60 Originalausgaben des marxistischen Lehrheftchens „Lohn, Preis, Profit“ geheftet. Nun mag man der Wurstpappen-Parole vielleicht nicht in dieser Absolutheit zustimmen – schaden kann die Lektüre aber weder Eurythmieschülerinnen, Veganern, Fußballfans oder noch qualitätsbewussten Biertrinkern und so nehme ich dem revolutionären Kolporteur gleich ein Dutzend Heftchen für ganze fünf Euro insgesamt ab. Ihr wisst also, was Ihr von mir zum nächsten Geburtstag und zu Weihnachten erwarten könnt!

Beim Verzehr eines Rundstücks in der Hamburger Bahnhofsfiliale von Schweinske wurde ich Augen- und Ohrenzeuge des neuen unverkrampften Patriotismus in Schwarzrotsenf, als ein einschlägig drapiertes Herrentrio einem farbigen Gast am Nebentisch bedeutete: „Du Moslem? Dann nix essen hier. Hier deutsche Küche. Alles Schwein hier, alles unrein!“

Wer an diesem Wochenende Zeit hat, über eine seetüchtige Luftmatratze verfügt und nach Grohnde und Brokdorf endlich mal wieder was mit Hand und Fuß gegen das System der universellen Gesamttücke unternehmen möchte: in Travemünde treten die verbrecherischen Powerboot-Piloten zum „German Grand Prix“ an! Mehrere hundert Liter Dieselkraftstoff verbrauchen diese Teile pro Stunde, erschüttern mit ihren Vibrationen die Muscheln am Meeresgrund, vergrämen die Fische und hinterher fahren die erwarteten hunderttausend skrupellosen Besucher wie die gesengten Schumi-Säue durch Schleswig-Holstein, machen Igel, Hase und Kleinkinder platt: Bildet Banden, leistet Widerstand – bittet inständig im Namen von Alge und Makrele! Euer

Ulrich „Godemichel“ Reineking