unverbremt: leibliches wohl : Slowfood auch in der Mensa
Es ist der Gesundheit abträglich, seine Mahlzeiten in großer Eile herunterzuwürgen. Und schon lange reichte die knapp bemessene Mittagspause des Uni-Betriebs, um den in der Mensa gern gereichten Jungschweinrücken in verdaulichen Bissen aufzugabeln: Tausende verbrachten täglich hungrige Minuten an schwellenden Schlangen vor Kassen und Subventionsmenü-Theken.
Das Studentenwerk musste also handeln: „Auch Sie haben sich sicherlich schon über das Gedrängel im Free-Flow-Bereich geärgert,“ informierte es seine Gäste. Seit gestern nahm deshalb nur noch eine einzige Kasse Bargeld an. An den übrigen Schaltern sollte „die digitale Mensakarte“ ihre Vorteile ausspielen. Doch da hatten sich die Strategen der Free-Flow-Optimierung verrechnet: Prompt stauten sich fortschrittsfeindliche Barzahler in allen denkbaren Diagonalen des Raumes, während im Mittelgang eine studentische Widerstands-Kasse eröffnete – an der gar nicht mehr bezahlt werden sollte. Aus Protest gegen das Plastikgeld, denn „wer das System hinter den Karten kontrolliert, kann das Verhalten des Einzelnen ausforschen“! Speichert das Studentenwerk etwa sämtliche Menüs? Dabei mag sich doch niemand seine gesammelten Ernährungssünden wie den Auszug seines überzogenen Kontos anschauen. Deshalb wird es künftig wohl doppelt gesund zugehen in der Mensa: Ade, du täglicher Jungschweinrücken! CJA