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Archiv-Artikel

unterm strich

Wim Wenders wird Präsident der Jury, die bei der nächsten Filmbiennale in Venedig (27. August bis 6. September) über die Vergabe der Goldenen und Silbernen Löwen entscheiden wird. Für die Verantwortlichen des renommierten Festivals, namentlich für den Leiter Marco Müller, ist Wenders einer der „größten Filmemacher seiner Generation“. Der Regisseur war 1972 zum ersten Mal zu Gast am Lido; damals stellte er „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ vor. Zehn Jahre später erhielt er den Goldenen Löwen für „Der Stand der Dinge“. Wer Gelegenheit hatte, Wenders’ jüngsten Spielfilm, „Palermo Shooting“, kürzlich in Cannes zu sehen, reibt sich erstaunt die Augen angesichts von Marco Müllers Entscheidung. Alles, was Wenders frühe Arbeiten auszeichnete, ist mittlerweile in Pomp und Pathos umgekippt.

Vergangenen Freitag ist die 92-jährige Prager Schriftstellerin Lenka Reinerová (Foto) gestorben. Sie war die letzte Vertreterin der deutschsprachigen Literatur in Prag; zu ihren Freunden zählten im Vorkriegsprag die Autoren Egon Erwin Kisch, Max Brod und Franz Werfel. Deutsche Politiker würdigten Reinerová, deren gesamte Familie in der Schoa getötet wurde, als eine der wichtigsten Botschafterinnen der Aussöhnung zwischen Deutschland und Tschechien. 2006 hatte Reinerová das Große Bundesverdienstkreuz erhalten. Ihre Bücher sind im Aufbau Verlag erschienen; wie in „Das Traumcafé einer Pragerin“ (1996) und „Närrisches Prag“ (2005) spielen viele Episoden in der tschechischen Hauptstadt. 2004 gründete sie das Prager Literaturhaus deutschsprachiger Autoren.