piwik no script img

Archiv-Artikel

unterm strich

Norman Mailer ist sauer. Nie würde er einem Mann wie dem Präsidenten George W. Bush trauen, der das Wort „Übel“ zehnmal in fünf Minuten verwende, erklärte der mittlerweile 79-jährige Autor von „Die Nackten und die Toten“ gestern im ARD-Kulturmagazin „Titel, Thesen, Temperamente“. Und auch sonst kritisierte er die gegenwärtige US-Regierung heftig wegen ihrer Irakpolitik: „Wir brauchen Feindbilder in Amerika – und Bush ist so erfolgreich, weil Saddam ein solch hervorragender Feind ist. Es ist bequem, weil das Land klein genug und gleichzeitig groß genug ist, um zum Übel erklärt zu werden.“ Gemünzt auf Bush, führte Mailer weiter aus: „Einem solchen Mann geht es nicht darum, das Übel zu bekämpfen, sondern darum, Macht über dich zu bekommen … Ich fürchte mich so vor dem Krieg, weil die Amerikaner solch einen Appetit auf Krieg haben.“

Ansonsten eine eher ruhige Meldungslage. Aufregung brachte allerdings hinein, dass die Mitarbeiter des Weimarer Theaters bis 2008 auf Tarifsteigerungen verzichten wollen, um die Zukunft ihres Hauses zu sichern. Zu diesem „Weimarer Modell“ äußerte sich der Vorsitzende der Intendantengruppe des Deutschen Bühnenvereins, Holk Freytag; seiner Meinung nach ist es nicht auf andere Theater übertragbar. Der Weimarer Intendant, Stephan Märki, sieht das allerdings anders: „Ich sehe das Weimarer Modell für den Einstieg in einen grundlegenden Reformprozess, um soziale Errungenschaften der vergangenen Jahrzehnte für die Zukunft zu sichern. Warum sollen nicht die Theater und Orchester dabei eine Vorreiterrolle spielen? Sie sind auch am gefährdetsten.“ Einzelheiten über das Prämien- und Bonussystem, mit dem das Modell die fehlenden Gehaltssteigerungen kompensieren soll, sollen Ende Januar bekannt gegeben werden.

Darüber hinaus ist eine traurige Nachricht zu vermelden: Mary Brian ist tot. Mit 96 Jahren starb die amerikanische Schauspielerin – eine der letzten Diven aus der Stummfilm-Ära. In den 20er- und 30er-Jahren zählte Brian zu Hollywoods viel beschäftigten Schauspielerinnen. Sie spielte an der Seite von Gary Cooper, James Cagney und Cary Grant.