unterm strich :
Vor wenigen Tagen hat Kulturstaatsministerin Christina Weiss einen gewährten Zuschuss von 100.000 Euro zurückgefordert, den die Kunst-Werke Berlin für ihre geplante RAF-Ausstellung erhalten haben. Die Begründung: In der beantragten Form wird die Ausstellung nicht stattfinden. Das hat gute Gründe, denn nach zahlreichen Protesten des Projekts, die eine Mystifizierung der RAF und der Geschichte des Terrorismus witterten, mussten die Kunst-Werke ihr Konzept unter großem öffentlichen Druck überarbeiten. Das ist inzwischen geschehen und der neue Antrag liegt dem Hauptstadtkulturfonds schon vor.
Die Rückforderung des Geldes allerdings gefährdet das Projekt. Wenn es nicht zustande käme, sieht Klaus Biesenbach, der Leiter der Kunst-Werke, darin „ein Zeichen, dass es hierzulande zusehends unmöglich wird, Kunst als Freiraum zu verstehen“.
Das freie Theater wird immer öfter zur lebensrettenden Fusion, wenn die Stadttheaterbetriebe mittlerer Städte nach einer Erneuerung ihres Publikums suchen. Angeschoben haben diesen Prozess der Diffundierung beider Szenen Festivals der freien Szene: Besonders wichtig war da seit Jahren das „Impulse“-Festival in Nordrheinwestfalen, das in der letzten Ausgabe von Theater heute als „eine Art Warentest des freien Theaters“ beschrieben wurde.
Nun droht dieser als Wettbewerb organisierten Kompaktpackung freier Produzenten möglicherweise das Aus: „Nur ein neuer, kraftvoller Träger kann diesen in Deutschland, Österreich und der Schweiz bedeutenden Bühnenwettbewerb retten“, sagte der „Impulse“-Erfinder und Direktor des Kultursekretariats Nordrhein-Westfalen, Dietmar N. Schmidt, am Samstag. Die am 29. Januar mit elf Ensembles in Köln startenden „Impulse“, die auch in Bochum, Mülheim und Düsseldorf über die Bühne gehen, könnten „gleichzeitig auch die letzten sein“.
Grund sind natürlich die Finanzen. Das stark von Kürzungen betroffene NRW-Kultursekretariat in Wuppertal hat das Bühnenfest seit 1990 ausgerichtet, zuletzt mit einem Etat von gut 400.000 Euro.
Wien habe bereits großes Interesse signalisiert, das Treffen der freien Bühnen künftig zu übernehmen. „In der österreichischen Hauptstadt gibt es dafür eine starke Allianz aus Theater, Kulturpolitik und Medien“, sagte Schmidt, der diesen profilierten Theaterwettbewerb aber lieber weiter am Rhein sähe. „Als neuer Träger könnte ich mir die RuhrTriennale unter Jürgen Flimm vorstellen“, meinte der Kulturmanager und Theaterexperte.