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Archiv-Artikel

unterm strich

Seltsame Konflikte gibt es: Das Berliner Verwaltungsgericht verhandelt heute über den Bau des Holocaust-Mahnmals im Herzen der Hauptstadt. Der Sozialverband Berlin-Brandenburg hatte geklagt, da aus seiner Sicht das geplante Mahnmal des Architekten Peter Eisenman mit einem Feld von 2.700 Betonstelen nicht behindertengerecht ist. Das Areal mit unterschiedlichen Höhen ist aus Sicht des Sozialverbandes für Rollstuhlfahrer nicht geeignet. Viele Gänge zwischen den Stelen könnten nicht befahren werden. Gefährlich seien zudem die Gefälle auf dem Gelände. Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung ist dagegen der Ansicht, dass jede weitere Veränderung des Mahnmals den vom Architekten gewollten Eindruck der Instabilität entwerten würde. Das Gericht will heute zu einer Entscheidung finden.

Und nun zu etwas komplett anderem: Robert Wilson behauptet, die Lieder von Herbert Grönemeyer zu lieben. Seine Begründung ist interessant: „Eine seiner Gaben ist: Er kann über Schmerzen singen – und wir fühlen uns gut dabei.“ Damit noch nicht genug. Wilson sagt auch, dass Grönemeyers Lieder ihn an Spirituals erinnern, da auch sie von Hoffnungen erzählen. Sie zeigten tiefste Gefühle und sorgten für moralische Unterstützung. Da wird sich Herr Grönemeyer aber freuen. Ach ja, einen Anlass fürs Lob gibt es auch: Herbert Grönemeyer hat nämlich für Robert Wilsons neue Produktion von „Leonce und Lena“ am Berliner Ensemble zehn Songs beigesteuert. Premiere ist morgen. Und da wir gerade dabei sind, kolportieren wir auch, was der Musiker in einem Fernsehinterview meinte: Ihn hat nämlich an dem Lustspiel gereizt, dass es immer noch aktuell sei. Und weiter: Der Kapitalismus entlarve sich selbst, es müsse etwas anderes geben als nur zu konsumieren. Es müsse auch hierzulande möglich sein, humorvoller zu sein, über Deutschland und sich selbst zu lachen. Lachen könne befreiende Wirkung haben. Von der Kapitalismuskritik zur Befreiung übers Lachen in einem Schritt. Hübsch, oder?