unterm strich :
Im Literaturbetrieb heißt es im Moment: Das Raunen macht weiter. Das Dementieren macht weiter. Das Hauen und Stechen macht weiter. Das Bäumchen-wechsel-dich-Spiel macht weiter. Nachdem die FAZ gemunkelt hatte, den gesamten Walser unter anderem mit seinen „Deutschen Sorgen“ gäbe es für Rowohlt nur gegen das Gesamtwerk des Auschwitz-Überlebenden Imre Kertész, Ulla Berkéwicz-Unseld lässt grüßen, folgten sofort energische Dementis aus dem Rowohlt-Verlag. Dass die Verhältnisse nicht so einfach liegen, lässt sich denken, aber im feuilletonistischen Parallelkampf für und gegen Suhrkamp geht das Augenmaß gern mal verloren. Hinter Martin Walser hat sich nun naturgemäß auch Unseld-Sohn Joachim gestellt. In einem heute im Stern zu lesenden Interview sagt er, dass er Walsers „radikalen Schnitt“ nachvollziehen könne: „Ich bedauere es unendlich, dass sich keine Personenkonstellation ergab, die Walser im Verlag hätte halten können.“ Sein Weggang, so Unseld, treffe „den Verlag in seiner Substanz.“ Ganz dem Drehbuch der Suhrkamp-Soap gemäß lässt Unseld kein gutes Haar an Ulla Berkéwicz-Unseld: „Diese Frau hat sich meinen Posten angeeignet.“ Unter ihrer Führung sei „die Suhrkamp-Kultur usurpiert“ worden von „einer Verlegerdarstellerin“. Vergleichsweise trocken, nichtsdestotrotz ebenfalls ein Symptom der rauen Verlagslandschaftsverwerfungen ist die Meldung, dass die Anfang des Jahres bei Rowohlt Berlin ausgeschiedene Siv Bublitz zum 1. Mai die Leitung der zu Ullstein (also dem schwedischen Medienhaus Bonnier) gehörenden Verlage List und Claassen übernimmt. Sie tritt damit die Nachfolge von Doris Janhsen an, die wiederum neue Verlagsleiterin des zum Random-House-Konzern gehörenden Münchner Droemer Verlages wird.