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Archiv-Artikel

unterm strich

Die Wut und der Stolz, so lautet der Titel jenes Pamphlets, mit dem die italienische Schriftstellerin Oriana Fallaci nach dem 11. September auf den Islam eindrosch und auf die Muslime, denen sie vorwarf, sich zu vermehren „wie die Ratten“ und „ihre Zeit mit dem Hintern in der Luft“ zu verbringen: Das trüge „nicht zum Fortschritt der Menschheit bei“, fand die italienische Inquisitorin.

Die Wellen, die sie damit schlug, eignen sich allmählich zur Fortsetzungsgeschichte. Nun hat die Schweizer Justiz einen Auslieferungsantrag an die italienischen Behörden gestellt, um die 73-jährige Schriftstellerin wegen ihrer antiislamischen – oder besser: rassistischen – Äußerungen vor Gericht zu stellen. Doch Italiens Justizminister Roberto Castelli lehnte den Antrag der römischen Tageszeitung La Repubblica zufolge jedoch ab. Im Zusammenhang mit dem Schweizer Vorstoß konnte er es sich darüber hinaus nicht verkneifen zu begrüßen, dass Italien sich bislang der Einführung eines europäischen Haftbefehls widersetzt hat: „In diesem Fall wäre ein italienischer Bürger nicht für seine Taten, sondern für seine Gedanken und Schriften verfolgt worden.“ Und das, wo Ministerpräsident Berlusconi doch wahrscheinlich genauso denkt! In Frankreich hatten bereits im vergangenen Jahr örtliche Menschenrechtsorganisationen vergeblich gegen das Buch der weltbekannten Autorin geklagt. Die Pariser Richter hatten die deren Urteile über den Islam zwar als „unzulässig“ bezeichnet, das Buch jedoch nicht verbieten wollen. In Deutschland dagegen, wo volksverhetzende Schriften durchaus auch unter das Strafrecht fallen, hat offenbar noch niemand Klage erwogen. Stattdessen hielt sich das Buch über Wochen in den Bestsellerlisten und verkaufte sich glänzend.