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Archiv-Artikel

unterm strich

Wie dpa meldet, hält taz-Kolumnist Wiglaf Droste „Mösenstövchen“ für das schönste deutsche Wort. Noch bis zum 1. August kann man seine Vorschläge ja an die Adresse Deutscher Sprachrat c/o Goethe-Institut, Dachauer Str. 122 in 80637 München schicken oder im Internet unter www.deutscher-sprachrat.de abgeben. Eine Jury, der unter anderem Jutta Limbach vom Goethe-Institut sowie der Sänger Herbert Grönemeyer und der Schriftsteller Uwe Timm angehören, wird dann das allerschönste deutsche Wort aussuchen. Ob Drostes Vorschlag eine Chance hat? Wohl begründet ist er immerhin: „Mösenstövchen, das hat mich umgeworfen“, sagte Droste der dpa. So habe eine Freundin die Sitzheizung ihres Autos genannt. „So etwas Profanes wie eine Sitzheizung mit viel Liebe und Zartheit zu umschreiben, das ist das eigentliche Wesen der Poesie“, meinte Droste. Wir drücken ihm hiermit ausdrücklich die Daumen.

Wie dpa außerdem unter der Rubrik „Buntes“ meldet, löst der Film „(T)Raumschiff Surprise“ in der Schwulenszene gemischte Reaktionen aus. „Natürlich fühlt man sich nicht wohl, wenn einem Millionenpublikum ein weiteres Mal vorgespielt wird, dass schwule Männer keine Männer sind“, sagt Peter Polzer, Chefredakteur des schwullesbischen Berliner Magazins Siegessäule. „Das sind doch überstrapazierte Klischees, die nicht der Realität entsprechen.“ Der Film sei aber so überzeichnet und überdreht, dass er nicht bedenklich sei. „In der Szene nimmt das niemand ernst.“ Auch der Chefredakteur des Hamburger Schwulenmagazins Hinnerk, Stefan Mielchen, ist von dem Film nicht gerade begeistert. „Der Humor bleibt auf das Thema ,von hinten‘ reduziert. Das nervt. Platter geht es nicht.“

Und noch mal dpa, diesmal im Gespräch mit Kiepenheuer-&-Witsch-Verleger Helge Malchow über das juristische Tauziehen um den Roman „Esra“. Malchow kündigt darin an, eine „Grundsatzentscheidung“ zu suchen: „Wir glauben, dass es sich bei dem Thema nicht nur um Maxim Biller und ,Esra‘ dreht, sondern um eine Grundsatzentscheidung. Und die wird Auswirkungen auf das gesamte literarische Verlagswesen und die Literatur haben.“ Der stark autobiografisch geprägte Liebesroman ist seit Erscheinen im Frühjahr 2003 verboten. Über den Roman war bislang in zwei Instanzen in München verhandelt worden. Er blieb verboten, weil die Richter die Persönlichkeitsrechte von Billers Exfreundin und deren Mutter verletzt sahen. Gegen dieses Urteil hatte der Verlag Revision beim Bundesgerichtshof (BGH) eingelegt. Malchow erwartet Anfang kommenden Jahres eine Entscheidung in Karlsruhe.