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Dresden, Leipzig, München und Murnau waren an den Start gegangen, aber das Rennen um die private Kunstsammlung von Alfred Gunzenhauser hat Chemnitz gemacht. Die Stadt, der noch immer der Ruf des Aschenputtels im Trio der sächsischen Großstädte anhängt, kam dem 77 Jahre alten Münchner Galeristen am weitesten entgegen. Der Mäzen erhält für seine Sammlung mit etwa 2.300 Werken vorrangig expressionistischer Kunst ein eigenes Haus: das „Museum Gunzenhauser“. Heute wird dem Chemnitzer Stadtrat der Vertrag über die Stiftung zur Bestätigung vorgelegt. Künftige Besucher erwarten dabei ausnahmslos Kunstwerke ersten Ranges wie etwa 288 Arbeiten allein von Otto Dix. Weitere Namen auf der langen Inventarliste: Conrad Felixmüller, Alexej von Jawlensky, Gabriele Münter, Paula Modersohn-Becker, Max Beckmann und Ernst Ludwig Kirchner. Vertreten sind ebenso Edvard Munch oder Lovis Corinth. Der Wert der Sammlung wird auf etwa 200 Millionen Euro geschätzt. Für Chemnitz ist die Entscheidung von Gunzenhauser ein Glücksfall. Die Stadt hatte rund 1.000 Werke vor allem von Künstlern des 20. Jahrhunderts verloren, als die Nazis solche Werke als „entartete Kunst“ aus den Sälen verbannten. Das hatte eine empfindliche Lücke in die Städtischen Kunstsammlungen gerissen. Ihr wichtigster Teil ist heute eine Kollektion von mehr als 50 Bildern des Expressionisten Karl Schmidt-Rottluff, der hier 1884 geboren wurde. Nun soll das „Museum Gunzenhauser“ an einem repräsentativen Ort mitten in der Stadt dazukommen. Domizil für die Ölbilder, Aquarelle und Zeichnungen wird ein zwischen 1928 und 1930 errichtetes Sparkassengebäude im Stil der neuen Sachlichkeit.