unterm strich :
Ein Glück, dass es eifrige Nerds gibt, die im stillen Kämmerlein die kulturellen Schätze der Gegenwart und Vergangenheit sichern. Eine Jahrhunderte lang in Mainz mündlich überlieferte Synagogenmusik ist jetzt von dem in den USA lebenden Oberrabbiner Leo Trepp in Noten gefasst und damit der Nachwelt erhalten worden. Die jüdischen Gesänge aus dem Mittelalter seien in der neoorthodoxen Synagoge von Mainz gesungen worden, bis die Nationalsozialisten die mehr als 1.000 Jahre alte Tradition gewaltsam unterbrachen, sagte der 91-jährige Trepp am Donnerstag in Mainz. Nach zehnjähriger Arbeit seien Noten und Texte der Gesänge nun verschriftlicht und dem Vergessen entrissen worden. Die Gesänge seien ein wertvolles Gut des deutschen Judentums und der deutschen Kultur. Das Liedgut sei von dem 1424 gestorbenen Mainzer Rabbiner Maharil nach der Zerstörung vieler jüdischer Gemeinden gesammelt worden. Am 5. September will Trepp im Frankfurter Hof in Mainz das Liedgut live vorstellen.
Ganz anders als erwartet entwickelt sich die Lage an der Skandal/ausgebliebener Skandalfront von Bayreuth. Nachdem bei der Uraufführung der große Krach ja bekanntlich ausblieb und die Neuinszenierung des „Parsifal“ durch Christoph Schlingensief durch die Bank weg positiv aufgenommen wurde, kam es bei der zweiten Aufführung am vergangenen Dienstag zu Buh-Rufen. Nicht gegen den Regisseur allerdings, sondern gegen Endrik Wottrich, den Sänger der Titelpartie. Dieser war in den Tagen nach der Premiere durch sagenhaft bekloppte Äußerungen über Afrikaner und Obdachlose aufgefallen. Damit scheint man selbst in Bayreuth nicht mehr durchzukommen. Und da sage noch einer, Deutschland habe keinen Zivilisationsprozess durchlaufen.