unterm strich :
In der Nacht zum Donnerstag wurden in Miami zum nunmehr vierten Male die so genannten Latin Grammys vergeben. Die Veranstaltung lehnt sich an die alljährliche Gala-Preisverleihung der US-Musikindustrie an, richtet sich aber ausschließlich an lateinamerikanische Künstler und ihr Publikum. Über Satelliten-TV wird sie in ganz Südamerika ausgestrahlt. Erwartungsgemäß waren in Miami daher viele derzeitige Größen der südamerikanischen Musikszene vertreten: Zu den Gästen und Preisträgern zählten Gloria Estefan, Marc Anthony, die Salsa-Sängerin India und das mexikanische Pop-Sternchen Thalia (Foto). Zum Höhepunkt der Zeremonie gehörte eine Würdigung der Salsa-Übermutter Celia Cruz, die im Juli verstorben war. Am meisten Trophäen – Statuetten in der Form eines altertümlichen Grammophons – trug der kolumbianische Rockstar Juanes nach Hause. Der Landsmann und Kollege von Shakira wurde für sein Album „Un Dia Normal“ sowie seine Singles „Es Por Ti“ und „Mala Gante“ ausgezeichnet – wer im vergangenen Jahr im spanischsprachigen Südamerika unterwegs war, wird sie mindestens ein paar Male aus dem Radio quäken gehört haben. Der Sänger trug passend zur Veranstaltung übrigens ein schwarzes T-Shirt, auf dem die Losung „Se habla Espanol“ prangte – „Man spricht Spanisch“. Kubanisch dagegen wurde wenig gesprochen. Der Grund: Keiner der nominierten Künstler aus Kuba hatte rechtzeitig ein Visum zur Einreise in die USA erhalten. Die US-Behörden behaupten, die kubanischen Künstler hätten sich zu spät um ein Visum beworben, die kubanische Seite macht politische Rücksichten für die gescheiterte Teilnahme verantwortlich. In Miamis kubanischer Gemeinde mit ihrer strikt antikommunistischen Stimmung sind Künstler aus Kuba ohnehin nicht gern gesehen, weil sie als Repräsentanten des Systems betrachtet werden. Das die Gala-Show trotzdem in Miami stattfindet, liegt daran, dass sich dort eben viele Medien und Plattenfirmen konzentrieren, die im gesamten lateinamerikanischen Raum operieren. Querelen mit der kubanischen Community aber hatten im vergangenen Jahr dazu geführt, dass die Veranstaltung nach Los Angeles verlegt werden musste.