unterm strich :
Walhalla liegt hinter ihm, und die Erleichterung ist groß. Christoph Schlingensief mischt sich wieder unter die Lebenden, wischt sich die Augen, sieht überall Hartz und Flick. Aus beidem machte er am Montagabend im HAU-Theater in Berlin eine Collage. Las die Dankesworte von Christian Friedrich Flick aus dem Katalog vor, nein, sang sie neutönend vor, zu Arnold Schönberg. Zur Erklärung zeichnete er: den Bedenkenträger Knut Nevermann, die Museumschefs Schuster und Lehmann, die sich mit Flick in hoch gelobter Partnerschaft ins Bett legen, und Kulturstaatsministerin Christina Weiss als große schwebende Blase des Gesamtzusammenhangs über allen.
Ergriffen blätterte Schlingensief dann durch den Katalog und stellte sich vor, wie Flick ergriffen von der Kunst schließlich gar nach Christina Weiss greift, die gerade nackt durch die Tür kommt, die er aus einem Bild des Katalogs an die Wand projizierte. Rotwein floss über das Bild im Katalog, Rotwein war auch schon reichlich durch die Kehle des Performers geflossen, der zwei Stunden auf seinen Auftritt warten musste, weil vorher Georg Seeßlen einen seeeeehr langen Vortrag gehalten hatte. Am Ende sägte Schlingensief seinem Pult ein Bein ab und wackelte daran, erläuternd „das ist unser Staat“. Dann schob er den Flick-Katalog unter das Bein, und alles war gerettet.