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Archiv-Artikel

unterm strich

Wahre Worte zum Wochenbeginn: In einem Gespräch mit der Wiener Tageszeitung Der Standard hat die frisch gebackene Literaturnobelpreisträgerin Elfriede Jelinek eine schöne Definition der Rolle des Literaten gegeben, für fast alle anderen Künste dürfte Ähnliches gelten: „Literatur darf alles sein. Nur die LiteratInnen dürfen nicht berühmt werden. Das ist ein Fluch. Man muss aus dem Verborgenen heraus beobachten und dann zustoßen wie eine Sandviper.“ Sonst hofft Jelinek, dass die österreichische Literatur durch ihre Auszeichnung weltweit mehr Beachtung findet. „Ich hoffe für meine Kolleginnen und Kollegen, dass ihre Arbeiten vielleicht, zumindest vorübergehend, international etwas mehr Aufmerksamkeit bekommen.“ Österreichische Literatur sei „sehr schwer zu übersetzen. Daher ist es auch schwer, sie international bekannt zu machen.“ In einem anderen Interview mit der Tageszeitung Die Presse deutete sie an, dass sie auf die Verleihung mit einer Schaffenspause zu reagieren gedenke. „Ich habe das Gefühl, dass ich sie (die Ruhepause) brauche, sonst falle ich über mich selbst drüber.“ Sie „habe in allen Sparten eigentlich eine Art Endpunkt erreicht … Ich werde jetzt sicher Zeit brauchen, um mich etwas zurückzusetzen, sonst erdrücke ich mich selbst unter meinem Eigengewicht.“ Sie wiederholte außerdem, dass sie unter dem Druck der Öffentlichkeit nach der Preisverleihung leide: „Ich hätte diesen Preis in der Tat jemandem anderen mehr gegönnt, der ihn mehr genießen kann als ich.“ Was auch ihre mirakulösen Worte, Peter Handke hätte den Preis eher verdient als sie, erklären würde. Handke, so glaubt Jelinek, hätte mit der Auszeichnung schlicht besser umgehen können. „Genießen werde ich das Geld, aber nicht die Augen der Öffentlichkeit, die sich da auf einen richten, die genieße ich nicht, das ist eher der Tatbestand der Körperverletzung für mich.“

Auch den Peter-Weiss-Preis der Stadt Bochum hat Jelinek schon einmal bekommen. Dieses Jahr ging er an den Installationskünstler Hans Haacke. Am vergangenen Samstag wurde er ausgezeichnet. Der Künstler erhalte die mit 15.000 Euro dotierte Ehrung für sein „ungewöhnlich zielstrebiges politisches Engagement“, hieß es. Die Sparte Bildende Kunst wurde bei dem alle zwei Jahre vergebenen Kulturpreis zuletzt 1996 berücksichtigt. In künstlerischen Projekten reflektiere Haacke seit den 60er-Jahren die „Verflechtungen von ökonomischer, politischer und medialer Macht“, begründete die Jury ihre Entscheidung. Mit seiner Kunst wolle er auch auf „Machtstrukturen aufmerksam machen und ökonomische Mechanismen offen legen“.