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Archiv-Artikel

unterm strich

Schön waren sie natürlich trotzdem, Kanye Wests Tränen bei der sonntäglichen Grammy-Verleihung, wann lässt ein Rapper schon mal so viel Schwäche zu? Doch ganz so, wie man es sich im Hause Roc-a-fella Records vorgestellt hatte, verlief der Abend dann eben doch nicht: Für zehn Grammys war West nominiert worden, am Ende reichte es doch bloß für zwei Auszeichnungen: Best Rap Song („Jesus Walks“) und Best Rap Album („The College Dropout“). Doch nicht einmal Best New Artist sollte er werden, diese Auszeichnung nahmen Maroon 5 mit nach Hause. Ansonsten wurde die diesjährige Grammy-Verleihung von dem gleichen Trend beherrscht, wie schon die vergangenen Jahre: Die schwarze Musik dominiert den amerikanischen Pop und es gibt eine tief empfundene Liebe zum Pop-Traditionalismus, was ja auch etwas Schönes hat. Und das betrifft nicht nur Ray Charles, der posthum mit 9 Grammys ausgezeichnet wurde, inklusive der beiden wichtigsten Preise Record Of The Year (für sein Duett mit Norah Jones „Here We Go Again“) und Album Of The Year (für sein Duett-Album „Genius Loves Company“). Brian Wilson etwa bekam den ersten Grammy seiner langen Karriere für die Best Rock Instrumental Performance („Mrs O’Learys Cow“ von seinem „Smile“-Album). Auch die Veteranen von Motörhead wurden ausgezeichnet, in der Kategorie Best Metal Performance („Whiplash“). Prince und Bruce Springsteen bekamen mehrere Auszeichnungen und trotz ihres jungen Alters sind ja auch Norah Jones mit ihren drei Grammys und Alicia Keys Künstlerinnen, die einen eher traditionalistischen Ansatz für ihre Musik haben: eine Frau, ihre Stimme und ein Klavier. Und dass Loretta Lynn den Preis für Best Country Album erhielt („Van Lear Rose“), fügt sich hier ganz prima ein.