unterm strich:
Der deutsch-französische Regisseur Marcel Ophüls ist im Alter von 97 Jahren gestorben. Mit seinen investigativen Dokumentarfilmen setzte er sich für Gerechtigkeit und gegen die Verklärung von Geschichte ein. In „Das Haus nebenan“ dokumentierte er das Regime von General Pétain, der von Vichy aus mit den Nazis kollaborierte und stellte das in Frankreich vorherrschende Narrativ eines geeinten Widerstands gegen die deutsche Besatzung infrage. Die Ausstrahlung des Films von 1969 wurde von Charles de Gaulle verhindert und war erst in den 1980er Jahren möglich. Geboren wurde Ophüls 1927 als Sohn des deutschen Regisseurs Max Ophüls. Im Jahr 1933 floh die Familie vor den Nazis nach Frankreich und später in die USA. Bevor er sich in den 1960ern dem Dokumentarfilm zuwandte, drehte Ophüls Spielfilme. Für „Hotel Terminus“, seinen Film über den stellvertretenden Gestapo-Chef in Lyon, Klaus Barbie, wurde er 1989 mit dem Oscar ausgezeichnet. Kurz vor seinem Tod soll er noch an einem Film über den Aufstieg der Rechtsextremen in Europa und den USA sowie über den Nahostkonflikt gearbeitet haben.
Die Künstlerinnen Henrike Naumann und Sung Tieu gestalten den deutschen Pavillon bei der Kunstbiennale 2026 in Venedig. Mit ihren Werken nehmen sie die Perspektive einer jungen Generation ein, wenn es um Fragen nach historischer Verantwortung und Machtverhältnissen geht. Naumann arbeitet mit Möbeln und Design, um politische Umbrüche sichtbar zu machen, Tieu mit Installationen zu den Nachwirkungen des Kalten Kriegs und kolonialen Strukturen. Die Biennale läuft vom 9. Mai bis 22. November 2026. (Mehr dazu auf taz.de)
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