unterm strich:
Türkische Kulturschaffende protestieren nach anfänglichem Schweigen gegen die Verhaftung des Istanbuler Bürgermeisters İmamoğlu. Eine Gruppe von Schriftsteller:innen trug ihr von 190 Literat:innen unterzeichnetes Protestschreiben öffentlich vor. Sie würden zu diesem undemokratischen Vorgehen nicht schweigen, heißt es darin. Literatur-Nobelpreisträger Orhan Pamuk schrieb auf dem Nachrichtenportal T24, dass trotz Einschränkungen der Meinungsfreiheit bisher freie Wahlen in der Türkei möglich gewesen waren. Damit sei es jetzt vorbei. Auf den sozialen Medien wandte sich Sängerin und Schauspielerin Seren Serengil an die türkische Regierung, die nicht glauben solle, dass schweigende Künstler:innen hinter ihr stünden. Nicht Zustimmung, sondern Angst vor Repression sei der Grund für das Schweigen. Der Pianist Fazıl Say veröffentlichte ein Video mit Schuhen an einem Polizeigitter, die Demonstrierende auf der Flucht vor Wasserwerfern verloren haben.
Die Führungsspitze der Oscar-Academy hat sich beim palästinensischen Filmemacher Hamdan Ballal entschuldigt. Nach Kritik von über 700 Filmschaffenden hat sie in einer Mitteilung die bisherige Stellungnahme zu Ballal als „Fehler“ bezeichnet. Der Co-Regisseur von „No Other Land“ ist laut Augenzeug:innen vor wenigen Tagen im Westjordanland zusammengeschlagen und vorübergehend von der israelischen Armee inhaftiert worden. Der mit einem Oscar prämierte Dokumentarfilm thematisiert die Vertreibung von Palästinenser:innen aus Dörfern im Westjordanland. Zunächst verurteilte der Akademievorstand in einer allgemein gehaltenen Erklärung die „Verletzung oder Unterdrückung“ von Künstler:innen, ohne Ballal explizit zu erwähnen.
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