unterm strich :
Kurz bevor der Augsburger Zoo heute seine Tore für sein umstrittenes Kulturfest öffnet (siehe taz vom 1. 6.), sind die Gegner noch einmal Sturm gelaufen. Gegen die „African Village“ genannte Veranstaltung haben nicht nur hiesige Initiativen protestiert, weil sie sich an Völkerschauen früherer Tage erinnert fühlten, auch Professoren im Ausland und sogar die Nobelpreisträgerin Nadine Gordimer sahen sich zu Protestnoten motiviert. Der Zoo hält dennoch an der Veranstaltung fest, die als Multikulti-Spektakel gedacht war.
Mit einem Eilantrag vor dem Augsburger Verwaltungsgericht versucht nun ein Kläger, in letzter Minute eine Unterlassungsklage gegen den Zoo zu erwirken. Der Kläger ist Vorsitzender der Berliner „Bana Ba Sawa“-Vereins, eines Vereins zur Pflege der Kultur der Sawa. Die Sawa sind ein kamerunisches Volk, „das im besonderen Maße unter den deutschen Kolonialpraktiken zu leiden hatte“, wie es in einer Erklärung des Vereins heißt. So wurden Angehörige der Sawa nach Deutschland verschleppt, wo sie in so genannten Völkerschauen als exotische Attraktion vorgeführt wurden. Sollte der Eilantrag keinen Erfolg haben, planen die Gegner zumindest eine Gedenkveranstaltung direkt vor dem Eingang des Augsburger Zoos.
Nun noch, für alle Nicht-Adorno-Leser hier im Hause und in der Leserschaft, ein paar Buchtipps, die eine Annäherung an den Philosophen bieten. Zunächst gibt es da das 1.000-seitige Buch von Stefan Müller-Doohm, das die Lebensstationen Adornos ausleuchtet. Aufgrund seiner Genauigkeit und seines Detailreichtums ist es so etwas wie die offizielle Adorno-Biografie: alles drin, was man über seine behütete Kindheit, das Exil in den USA und sein Wirken als Professor in Frankfurt am Main wissen muss. Unbedingt empfehlenswert ist darüber hinaus „Adorno – Eine politische Biografie“ des FAZ-Redakteurs Lorenz Jäger. Jäger schreibt prägnant und ordnet den Philosophen übersichtlich in den geisteswissenschaftlichen Kontext seiner Zeit ein. Adornos Philosophie macht er verständlich als lebenslangen Versuch, die Moderne zu begreifen, wobei hilfreich ist, dass Jäger erkennbar in einer Distanz zu Adorno steht; so ist das Buch keine Lobhudelei geworden. Näher an Adorno ist Detlev Clausen, Autor des dritten empfehlenswerten Buches mit dem Titel „Ein letztes Genie“. Wer über die Diskussionen und Auseinandersetzungen innerhalb der Frankfurter Schule etwas lesen will, der ist hier richtig: Den Kosmos, in dem Adorno gedacht hat, macht Clausen plastisch. Alle drei Bücher sind 2003 erschienen, zum 100. Geburtstag des Philosophen.