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unterm strich

Die Luft für Russlands Menschenrechtler wird immer dünner. Sinnbildlich steht dafür das international bekannte Sacharow-Archiv, seit Kurzem eingepfercht in eine Zwei-Zimmer-Wohnung im sechsten Stock eines Moskauer Hochhauses. Im Flur stapeln sich Kisten mit Briefen, Dokumenten und Fotos, in den Räumen Bücher, Bilder, Möbel. Noch vor einigen Wochen war all das in der Nachbarwohnung, dem einstigen Heim des berühmten sowjetischen Bürgerrechtlers Andrei Sacharow, für die Öffentlichkeit als Museum zugänglich. Doch im Januar verkündete die Moskauer Stadtverwaltung, dem Sacharow-Zentrum, das bereits als „ausländische Agenten“ gebrandmarkt wurde, sämtliche Räumlichkeiten zu entziehen. Die kritische Öffentlichkeitsarbeit, für die das Zentrum geschätzt wurde, ist nicht mehr möglich. „Wir können unter den heutigen Umständen die Arbeit des Zentrums nicht fortsetzen, ohne diejenigen in Gefahr zu bringen, die dort agieren“, sagte der mittlerweile in Deutschland lebende Leiter Sergei Lukaschewski kürzlich in der „3sat Kulturzeit“. Nur der wertvolle Nachlass von Sacharow konnte gerettet werden. Ihn verfrachteten Mitarbeiter in die kleine Nachbarwohnung, die als einzige Immobilie nicht der Stadt Moskau, sondern ihnen selbst gehört.

Der norwegische Filmregisseur und Drehbuchautor Joachim Trier ist am Samstagabend mit dem diesjährigen Großen Kunstpreis Berlin der Akademie der Künste ausgezeichnet worden. Zu seinen Filmen zählen „Der schlimmste Mensch de Welt“ und „Thelma“. Er sei ein großer Humanist, schrieb Regisseur und Jurymitglied Christian Petzold. Trier porträtiere Menschen, die nicht unbedingt immer sympathisch seien, sondern auch schwach, lügnerisch und egoman. Der Preis ist mit 15.000 Euro dotiert. Der Kunstpreis Berlin wurde 1948 in Erinnerung an die Märzrevolution von 1848 vom Berliner Magistrat gestiftet.

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