unterm strich:
Saxofonist Lee Konitz gestorben
Die Seuche hat wieder zugeschlagen und uns eine Größe des Jazz geraubt: US-Altsaxofonist Lee Konitz ist am Mittwoch an einer Lungenentzündung infolge einer Covid-19-Erkrankung in New York gestorben, er wurde 92 Jahre alt. Sein lyrisches, modernistisches Saxofonspiel prägte den Jazz über mehr als 75 Jahre. Konitz’freie Interpretation von Standards, seine traumhaften Improvisationen auf bekannte Melodien hat sicher schon mal gehört, wer US-Jazzalben der letzten sechs Jahrzehnte besitzt, denn Konitz blickt auf eine der größten Diskografien zurück. Als Solist, Bandleader oder Sideman hat er mehr als 150 Alben aufgenommen und bei legendären Sessions mitgewirkt. Gebürtig in Chicago, gehörte Konitz in den späten 1940ern zum Nonett von Miles Davis. Auch in der Bigband von Stan Kenton spielte Konitz Anfang der 1950er eine Weile mit, oder, etwas später, an der Seite des ikonografischen Pianisten Lennie Tristano. Wer flennen möchte, kann das am besten zu Konitz’„The Song is You“ vom Album „Lone Lee“ (1975) tun. Aufgenommen in Kopenhagen, soliert Lee Konitz 20 Minuten seelenruhig mit seinem Saxofon: Eines der schönsten Soli ever.
Autor Luis Sepúlveda gestorben
Auch der an Covid-19 erkrankte chilenische Schriftsteller Luis Sepúlveda ist im Alter von 70 Jahren in Nordspanien gestorben. Er lebte seit vielen Jahren in Gijón (Asturien). Sepúlveda war nicht nur Schriftsteller, sondern auch Filmregisseur, Journalist und politischer Aktivist. Während der Unidad Popular war er Teil der Grupo de Amigos Personales (GAP), der Leibwache Salvador Allendes, und wurde nach Pinochets Militärputsch gefangen genommen. Auf internationalen Druck konnte er 1976 Chile verlassen. „Der Alte, der Liebesromane las“ war Sepúlvedas bekanntester Roman. Das Buch, das wie viele seiner Werke den Umweltschutz als Hauptthema hat, wurde in fast 50 Sprachen übersetzt.
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