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unterm strich

Die letzten Gedichte des Schriftstellers Günter Kunert sind am Montag unter dem Titel „Zu Gast im Labyrinth“ erschienen. Es handle sich um neue Gedichte, sagte ein Sprecherin des Carl Hanser Verlags in München. Außerdem wird der Wallstein Verlag bisher nicht publizierte Erzählungen Kunerts herausbringen. Kunert war am Samstagabend im Alter von 90 Jahren an den Folgen einer Lungenentzündung gestorben. Der Hanser Verlag hatte das Erscheinen des Gedichtbandes schon länger auf den 23. September terminiert. Kunert blicke in seinen Gedichten zurück bis in die Kindheit, teilte Hanser mit, und beobachte seine Gegenwart mit gewohnt illusionslosem Scharfsinn. Wallstein will den Erzählband im Februar oder März herausbringen. Der noch vor dem Tod Kunerts gewählte vorläufige Arbeitstitel laute „Vom Friedhof nichts Neues“, sagte eine Verlagssprecherin. Kunert habe die Fahnen noch selbst durchsehen können. Es handle sich um etwa zwanzig Erzählungen. Die ältesten entstanden noch zu DDR-Zeiten und wurden bisher nicht veröffentlicht. Kunert habe diese Erzählungen im Archiv zu Hause in Kaisborstel in Schleswig-Holstein gefunden, zusammen mit dem 45 Jahre alten Manuskript des DDR-Romans „Die zweite Frau“, der inzwischen erschienen ist. Der Schriftsteller hatte den Roman in der DDR damals nicht veröffentlicht aus Sorge, ins Gefängnis zu kommen. Bereits zu Lebzeiten hatte Kunert sich eine Grabstätte auf dem jüdischen Friedhof Berlin-Weißensee gesichert. Dort ist bereits seine erste Frau, Marianne, beigesetzt. Der Tod des Dichters löste große Anteilnahme aus. Unvergessen ist sein Protest gegen die Ausweisung Wolf Biermanns aus der DDR im Jahr 1976.

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