unterm strich:
30 Jahre nach dem Fall der Mauer hat der Schriftsteller Rolf Schneider schwere Fehler im Zuge der Wiedervereinigung kritisiert. „Die Wiedervereinigung war ein politischer Glücksfall“, so der 87-jährige Schneider. Danach seien große Fehler passiert. „Der Einigungsvertrag war alles in allem kein guter Vertrag. Die Treuhandgesellschaft war eine mittlere Katastrophe mit dem, was sie angerichtet hat. Die Währungsreform war im Grunde ein Wahnsinn, die Folgen tragen wir heute noch.“ Teilweise sei der Osten zu einem deutschen Mezzogiorno geworden, sagte er mit Blick auf den traditionell strukturschwachen Süden Italiens. „Gucken Sie sich die Lausitz an oder Ostbrandenburg – das ist Mezzogiorno“, sagte Schneider. Dabei gehe es nicht um Drogenmafia, sondern um „einfach miese, kleinste Verhältnisse“. Mit dramatischen Folgen: „Es ist ein Phänomen: So wie es in den 30er Jahren mal einen weltweiten Run hin zu Rechtsdiktaturen oder diktatorischen Systemen gegeben hat, gibt es auch heute einen merkwürdigen Rechtsruck zu rechtem Populismus und autoritären Regimen.“
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