unterm strich:
Nun hat Okwui Enwezor sein Amt mit sofortiger Wirkung niedergelegt. Es geht offenbar nicht mehr. Man wusste von seiner schweren Krankheit, hatte dessen ungeachtet – zuversichtlich und weil man ihn auf keinen Fall ziehen lassen wollte – erst kürzlich seinen Vertrag um weitere fünf Jahre verlängert. München, das Haus der Kunst, war seinerzeit stolz, den aus Nigeria stammenden und in New York ausgebildeten renommierten Chef der documenta 11 (2002) und den künstlerischen Leiter der 56. Biennale in Venedig (2011) für den Posten als Direktor eines aus unterschiedlichen Gründen stets problematischen Hauses ohne nennenswerte eigene Sammlung gewonnen zu haben.
Für Enwezor ganz offensichtlich eine faszinierende Herausforderung: Hitlers Weiheort der „deutschen Kunst“ öffnete sich ganz besonders unter seiner Ägide seit 2011 zu einem bedeutenden Diskursraum und Ausstellungszentrum jenseits der westlichen Kunstwelt. Er überwand die selbstgefälligen Schranken der Szene, zeigte unbeirrt und selbstbewusst im saturierten München oft auch als anstrengend empfundene zeitgenössische Positionen.
Die Ausstellung „Postwar. Kunst zwischen Pazifik und Atlantik 1945–1965“ sollte der höchst gelungene Auftakt einer kritischen wie informativen Reihe sein, der demnächst die international zusammengetragenen Konvolute zu „Postcommunism“ und „Postcapitalism“ folgen sollten. Nun wird sie wohl für die Münchner zum legendären Vermächtnis des fachlich herausragenden, den Zusammenklang von Vision und Erfüllung so wunderbar beherrschenden 54-Jährigen.
Sein Nachfolger (jedweden Geschlechts) muss zusammen mit dem neuen kaufmännischen Direktor Bernhard Spies den geplanten, wahrscheinlich 150 Millionen Euro teuren Umbau des Hauses stemmen, dabei weiterhin eine Sanierung der Finanzen anstreben und sich mit unangenehmen, schwer lösbaren, in der Vergangenheit begründeten personellen Querelen auseinandersetzen. Annegret Erhard
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